Mario Adorf - eine Karriere in fünf Filmen

Mario Adorf / © Fredrik von Erichsen (dpa)

"An meine Vergangenheit erinnere ich mich vor allem durch meine Filme", sagt Mario Adorf, der am Freitag (8. September) 90 Jahre alt wird. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nimmt ihn beim Wort und stellt fünf Produktionen für Kino und Fernsehen vor, in denen Adorf mitwirkte. "Nachts, wenn der Teufel kam" (1957) Brachte Adorf den Durchbruch auf der Leinwand. Unter der Regie von Robert Siodmak verkörperte der damals 26-Jährige mit beeindruckender Intensität den angeblichen Serienmörder Bruno Lüdke. Inzwischen hadert Adorf mit seiner Rolle. Denn der geistig zurückgebliebene Lüdke, den die Nationalsozialisten 1944 ermordeten, war offenbar unschuldig. Das Zitat zum Film: "Ich möchte mithelfen, dass dieser Mann rehabilitiert wird" (Adorf Ende August 2020 in einem "Zeit"-Interview) "Ich habe sie gut gekannt" (1965) Das Porträt einer jungen Frau vom Land, die in Rom ihr Glück sucht, gilt als das Meisterwerk des früh verstorbenen Regisseurs Antonio Pietrangeli. Mario Adorf ist darin als Boxer zu sehen; in einer weiteren Rolle taucht ein gewisser Joachim Fuchsberger auf. Der später vor allem als TV-Entertainer bekanntgewordene Fuchsberger gab hier einen Schriftsteller. Zitat zum Film: "Präzise Zeichnung einer geistigen Verfassung, in der sich heute viele junge Menschen befinden" (aus einer "Filmdienst"-Kritik) "Die Blechtrommel" (1979) Die Verfilmung des Romans von Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass kam kürzlich erst frisch restauriert und digitalisiert im Director's Cut noch einmal in die Kinos. Mario Adorf spielt darin Alfred, den Vater des kleinen Trommlers Oskar Matzerath. Regie führte Volker Schlöndorff. Erhielt als erste deutsche Produktion einen Oscar als bester fremdsprachiger Film. Zitat zum Film: "Aber allein der Alfred Matzerath der 'Blechtrommel', den ich spielen durfte, hat mir doch eine tatsächliche, bleibende Verbindung mit Dir geschenkt, für die ich Dir dankbar bin und auf die ich immer stolz sein werde" (Mario Adorf in einem Brief an Günter Grass) "Der große Bellheim" (1993) Ein Beispiel für mehrere große Fernsehproduktionen, denen Adorf seinen Stempel aufdrückte, im vorliegenden Fall als Firmenpatriarch Peter Bellheim, dessen Warenhauskonzern in eine finanzielle Schieflage gerät. Der ZDF-Vierteiler steht zugleich für die künstlerisch fruchtbare Zusammenarbeit mit dem inzwischen umstrittenen Regisseur Dieter Wedel, dem mehrere Schauspielerinnen sowie ehemalige Mitarbeiter 2018 sexuelle und gewalttätige Übergriffe vorwarfen. Zitat zum Film: "Endlich ein Herr!" (Adorfs Erinnerungen zufolge das erste echte Lob, das seine stets kritische Mutter Alice für seine Arbeit aussprach) "Rossini - oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief" (1997) Helmut Dietls Parodi der Münchner Bussi-Bussi-Schickeria ist auch fast ein Vierteljahrhundert später ein grandioser Spaß. Kamera, Schnitt und Dialoge sitzen - wie die Anzüge von Mario Adorf, der als öliger Promi-Wirt Paolo Rossini in seinem Lokal die Wichtigen und Richtigen begrüßt. Für das Drehbuch zeichnete der Romancier Patrick Süskind mitverantwortlich; die Besetzungsliste liest sich wie ein Who's who der deutschen Filmbranche. Zitat zum Film: "Was brauche ich Gäste, wenn ich so viele gute Freunde habe" (Adorf alias Rossini weist Laufkundschaft vor die Tür) "Der letzte Mentsch" (2013) In diesem Roadmovie macht sich Mario Adorf als KZ-Überlebender Marcus Schwartz in hohem Alter auf die Suche nach seinen jüdischen Wurzeln. Einmal mehr lobte die Kritik Adorfs Präsenz und Einfühlungsvermögen. Zitat zum Film: "Ich glaube, dass man als Schauspieler doch eine Verantwortung trägt, in einem Film mitzuspielen, der sich mit diesem dunklen Kapitel unserer Geschichte beschäftigt" (Mario Adorf in einem Interview der "Jüdischen Allgemeinen") Joachim Heinz (KNA)