Marcella Pattyn, die letzte Begine

Beginenhof am 29. März 2023 in Brügge. / © Holger Putz (KNA)

Die Belgierin Schwester Marcella Pattyn (1920-2013) war die letzte Begine alter Tradition, wie sie seit dem Mittelalter bestand. Geboren am 18. August 1920 in Thysville, Belgisch-Kongo, erlebte sie das Beginenleben noch genau so wie Generationen von Frauen vor ihr.

Gebet, Krankenpflege und Handarbeiten bestimmten ihren Tagesablauf, zunächst ab 1941 in Gent, später in Kortrijk.

Lieblingsaufgaben

Pfortendienst machte Schwester Marcella gerne. Da brachten Leute Strümpfe und Wäsche zum Stopfen, spendeten Geld, damit die Beginen verstorbene Verwandte in ihr Gebet einschlossen. In schlechten Zeiten und im Krieg strickte Marcella Pattyn Baby- und Kinderbekleidung. Die wurde dann verkauft; neben Spenden für die Krankenfürsorge eine der Einnahmequellen des Beginenhofes.

Auch ging sie hinaus in die Stadt; in die Häuser von Kranken, um sie zu pflegen. "Das war ein großer Unterschied zu den Frauenordendamals", meinte Marcella Pattyn in einem ihrer letzten Interviews; die hätten zurückgezogen gelebt, abgeschlossen für sich. Kinderunterrichten, das sei in den Orden der einzige Kontakt zur Außenwelt gewesen. Heute sei das anders.

Die letzte Begine

Kein Orden sei damals bereit gewesen, sie als fast blinde Novizin aufzunehmen. Als sie schließlich 1941 in Gent eintrat, lebten dortnoch 150 Beginen. "Ich war die Jüngste", erinnerte sie sich. In Kortrijk, wo sie 1960 eintraf, waren sie nur zu neunt; eine kleineGemeinschaft, die immer kleiner werden sollte. Keine weitere Begine kam mehr hinzu; Schwester Marcella war die letzte.

2005 verließ sie den Beginenhof von Kortrijk und zog ins Seniorenheim. Auch dort trug sie noch ihre Tracht, eine helle Bluse unter schwarzem Pullover, einen schwarzen Rock, schwarze Strümpfe und schwarze Halbschuhe. Über ihrem Sessel hing ein Foto von ihr im Beginenhof. Am 14. April 2013 ist sie gestorben. (KNA)

Quelle:
KNA