Klaus Simon

 (DR)

Für das Holz, den Grundstoff seiner meisten Arbeiten, wählt Klaus Simon Bäume, die umgestürzt oder geschädigt sind, so dass ihr Lebenskreis vor der Bearbeitung am Ende war. So fand er 1988 in Ostholstein eine riesige Ulme, die durch die vom Ulmensplintkäfer übertragene Pilzkrankheit abgestorben war. Aus drei gleichen Taukreuzen dieses Holzes fügte er einen Altar für Sankt Peter in Köln. Seit 1999 bildet dieser Ulmenaltar das Zentrum für die Liturgie in der Kirche des Maria-Hilf-Krankenhauses in Mönchengladbach.

Im Jahr 2000 musste das Naturdenkmal Napoleonlinde an der Reichsstraße in Bonn-Röttgen gefällt werden. Klaus Simon hat sie noch an ihrem Standort photographisch dokumentieren können. Aus der Kronenverzweigung dieses Baumes hat er den Lindenblock gefertigt, der nun in der Namen-Jesu-Kirche als Altar den Mittelpunkt der Gottesdienst feiernden Gemeinde und der Reflexionen der Sommerakademie „Lebenskreise – Lebenskrisen" bildet.

„Die Kunst von Klaus Simon entwickelt sich an der Grenze, an der Schnittstelle von Tod und Leben, Vergehen und Wachsen, Kultur und Natur, Baum und Skulptur. Wo die profitorientierte Zivilisation die Natur aufgibt, setzt sein künstlerisches Denken an.“ (Christoph Brockhaus) Auf die Hingabe, die der Mensch der Natur abverlangt, müsste folgen, dass der Mensch genauso viel für das Leben tut, wie er ihm nimmt. Das wäre ausgleichend im Umgang mit Natur. Wird die Nachhaltigkeit verletzt, so opfert der Mensch für seinen kurzfristigen Nutzen letztlich seine Existenz. Denn er lebt von der Erde, die er verbraucht.

In seinen Holzskulpturen macht Klaus Simon unmittelbar sinnlich erlebbar, was es mit der Krise des menschlichen Verhaltens zum Leben auf sich hat. Ein Baum, der zum Altar wird, hat mit diesem Verständnis von Natur und Skulptur zu tun. Das Opfer, am Altar in geistiger Weise begangen, verwirklicht sich hier ganz unmittelbar.



„Ein Altar, der keine Reliquie des Heiligen versteckt, keinen Splitter vom Kreuz, dem Baum, der das Leben symbolisieren soll. Dieser Altar zeigt seine Wunde. Er ist die Reliquie. Großartig und stellvertretend leidet der tote Baum, den sein Leiden am Leben hält. Ein Rest Natur. Diese Skulptur ist ein Bild kommender Tode. Ein Signal des Lebens.“ (Jan Thorn-Prikker)

Der Lindenblock dient während der Sommerakademie als Altar, an dem die Eucharistie gefeiert wird. In Form eines großen, transparenten Velums ist der Baum, aus dem der Altar gefertigt ist, im Altarraum der Namen-Jesu-Kirche präsent. In den Seitenschiffen hängen große Frottagen von Holzskulpturen, die Klaus Simon im Laufe vieler Jahre geschaffen hat. So bietet in diesem Sommersemester in der Namen-Jesu-Kirche der natürliche Werkstoff Holz den Betrachterinnen und Betrachtern viele Anlässe, über ihre Lebenskreise und ihre Lebensgestaltung in der Natur, mit der Natur und im Kontrast zur Natur nachzudenken.

Auszüge aus der Eröffnungsrede der 14. Sommerakademie „Lebenskreise – Lebenskrisen“ von Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg (Münster), 2. Mai 2003.
Einführung zu den künstlerischen Arbeiten von Klaus Simon