Kerstin Bienek

Leiterin der Einrichtung "Alter im Quartier" des Caritasverbands der Stadt Köln
 (DR)

Kerstin Bienek, in der Caritas zuständig für Alter im Quartier, erlebt in der täglichen Arbeit, wie groß die Ängste bei älteren
Menschen sind. "Zu uns kommen viele Menschen mit unterschiedlichsten Lebens- und Erwerbsbiografien, die bisher mit ihrer Rente über die Runden kamen. Jetzt reicht es auf einmal kaum noch zum Leben. Die Scham, darüber zu sprechen, ist sehr groß, sagt sie. 

Sämtliche Lebensmittelausgaben in Köln seien überlaufen. Auch viele ältere Menschen gingen zur Tafel, weil ihre Not hier schnell gelindert wird. Die Ursachen ihrer Probleme löse das allerdings nicht. Die Caritas will besonders die
Generation 60+ zu ermutigen, ihre Rechte geltend zu machen. "Unsere Mitarbeitenden informieren die Menschen, was ihnen eigentlich an finanziellen Hilfen zusteht. Wir helfen, Anträge zu stellen und einzureichen. Neben der Grundsicherung gibt es noch weitere Hilfen. So haben z.B. die Rheinenergie und die Stadt selbst Härtefallfonds angekündigt. Es wird eine Erweiterung des Wohngeldes geben, hier erwarten wir eine Verdreifachung des Antragsvolumens", führt Bienek aus.

Die SeniorenNetzwerke der Stadt Köln, einige sind in Trägerschaft der Caritas, wirken präventiv. Initiiert durch hauptamtliche Mitarbeitende begegnen sich ältere Menschen in den Stadtteilen, tauschen ihre Interessen aus und machen selbst ehrenamtliche Angebote, wie Gesprächskreise, Wandergruppen, Stadtspaziergänge, kulturelle Angebote. Diese kostenfreie Möglichkeit, wieder aktiv zu werden und Kontakte zu knüpfen, ist gerade für ärmere Menschen wichtig. Viele ziehen sich zurück, weil das Geld für Freizeitaktivitäten fehlt. 

Die Caritas sieht sich nach eigenen Angaben in der Verantwortung, für die Belange Hilfsbedürftiger lautstark öffentlich einzutreten. Kerstin Bienek: "So setzen wir uns aktuell für einen sozial gerechten Ausgleich in der Energiekrise in verschiedenen Gremien, in Ausschuss- und Stadtratssitzungen, bei Kundgebungen und Demos ein. Wir dürfen das Feld nicht den Rechten überlassen, die weitere Ängste schüren. Aber wir als Träger brauchen auch verlässliche Zusagen und eine ausreichende Finanzierung durch die Kostenträger, damit wir unsere Arbeit weiterhin ausführen können."

Und die Caritas kümmert sich um die Vernetzung in der Nachbarschaft. "Wir brauchen mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit für die ältere Generation, mehr Miteinander auch zwischen den Generationen. So können wir Informationen streuen, wo und wie es Hilfen gibt, "wie eine gute Stille Post". (Caritas)

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