Josef Freise

Josef Freise / © Angela Krumpen (ak)

Der Theologe und Pädagoge hat sein ganzes berufliches Leben der Frage gewidmet, wie Frieden werden kann, wo keiner ist, und bewahrt werden kann, wo es ihn gibt. Auch als Hochschullehrer treibt ihn diese Frage um – und in der katholischen Hochschule NRW, Standort Köln haben wir uns zu dieser Sendung Menschen verabredet. Während er die Studierenden verabschiedet, warte ich im Foyer auf ihn. Und denke: sieht auch nicht anders aus als die Uni, an der ich vor einhundert Jahren, oder so, studiert habe.

Ohne Vertrauen geht nichts

"Ich glaube daran, dass nur auf der Basis von Vertrauen Feindschaft aufgelöst werden kann" sagt Josef Freise als Quintessenz von vier Jahrzenten arbeiten für und erforschen von Frieden. Als Jugendbildungsreferent in der Arbeit z.B. mit Kriegsdienstverweigerern, als Referent und Geschäftsführer des christlichen Friedensdienstes Eirene oder als Hochschullehrer: Josef Freise hat immer interessiert, wie Menschen, wann und unter welchen Bedingungen friedlich zusammen leben.

In der Sendung Menschen erzählt er anhand von vielen, ganz unterschiedlichen Beispielen, bewegenden Seminaren mit jungen Israelis und Palästinensern z.B., von dieser Friedensarbeit. Natürlich sprechen wir auch über die aktuelle Entwicklung, darüber, dass unsere freiheitliche Ordnung sowohl von Rechtspopulisten als auch vom politischen Islam bedroht ist. Eine von Josef Freises Antworten auf diese Bedrohung ist ein neuer Masterstudiengang, den er noch kurz vor seinem Ausscheiden als Hauptamtlicher Hochschullehrer mit gegründet hat und in dem es um "Interreligiöse Dialogkompetenz" geht.

Nichts ist verloren, solange man den Dialog praktiziert

Jeden Gast in der Sendung Menschen bitte ich, mir eine Postkarte mitzubringen. Josef Freise macht das nicht. Stattdessen zeigt er mir auf seinem Smartphone ein Foto von einer Postkarte, die zu Hause an seiner Türe hängt: "Nichts ist verloren, wenn man den Dialog wirklich praktiziert", ein Zitat von Papst Franziskus. "Dialog praktizieren ist eine lebenslange Aufgabe, deswegen hängt die Karte an der Türe zu meinem Büro."

Wenn Josef Freise etwas für sich als wirklich hilfreich entdeckt hat, dann versucht er, es seinen Studierenden anzubieten. Dazu gehören die Straßenexerzitien, die er beim Jesuiten Christian Herwartz kennengelernt hat. "Wie ignatianische Exerzitien dauern die bis zu zehn Tage. Zehn Tage auf der Straße – das hat mich wirklich verändert. Seitdem gehe ich anders durchs Leben." Und so kommt es vor, dass Josef Freise zu seinen Studierenden schon mal sagt: "Fühlt doch mal, wo hier heiliger Boden ist."

Könnte sein, dass, wo solch eine Frage im Unialltag möglich ist, schon heiliger Boden ist.