Hanna Jacobs

Hanna Jacobs / © Angela Krumpen  (ak)

Als ich Hanna Jacobs so in dieser Sendung „Menschen“ vorstelle, zuckt die linke Augenbraue nach oben und als ich danach frage, lacht sie: „Oh, Pfarrerin. Das klingt gar nicht nach mir. Ich bin noch gar nicht daran gewöhnt, dass ich jetzt Pfarrerin bin.“ 

Im „Raumschiff Ruhr“ Gemeinschaft (und Gemeinde) neu denken

Aber in der Tat. Im „Raumschiff Ruhr“, indem Hanna Jacobs, ihre erste Pfarrstelle angetreten hat, ist es vielleicht gar nicht so leicht, in der Rolle der Pfarrerin anzukommen. Denn schließlich will Hanna Jacobs in dieser jungen, experimentellen Gemeinschaft, ja genau „diese Pfarrerzentrierung“ vermeiden. Das „Raumschiff Ruhr“ ist eine Idee der evangelischen Kirche in Essen. Und es ist eine Initiative für alle jungen Erwachsenen zwischen dem Ende der Schulzeit bis zur Familiengründung.

In der Marktkirche in Essen hat diese junge Gemeinschaft ein zu Hause gefunden. Hanna Jacobs ist es besonders wichtig, „dass wir die Inhalte wirklich zusammen erarbeiten.“ Diese Inhalte gehen von „Glanzpunkten“, so heißen die Gottesdienste, übers gemeinsame Kochen bis zum Angebot im co-workingspace einmal die Woche auch einen Ort für die Arbeit anzubieten: „Es geht ja darum zu schauen, was die Menschen wirklich brauchen.“

Die Menschen in Afrika leben nicht im Dschungel

Hanna Jacobs ist als Tochter einer Missionarsfamilie in 1988 Südafrika geboren, hat also als kleines Kind noch die letzten Jahre der Apartheid mitbekommen: „Die Welten waren noch sehr getrennt. Wir haben in einem Viertel für Weiße gewohnt. Wenn ich meinen Vater in die Townships zu seinen schwarzen Gemeinden begleitete, waren das wirklich andere Welten.“

In einer anderen Welt landete Hanna Jacobs dann auch, als die Familie für ihre Einschulung nach Deutschland umsiedelte. Es war eine Welt, in der die Kinder kaum Vorstellungen von afrikanischem Leben hatten: „Die Kinder haben gedacht, ich hätte im Dschungel gelebt. Dass es Häuser und Straßen in Afrika gab, konnten die sich einfach nicht vorstellen“, wundert Hanna Jacobs sich heute noch.

Pfarrerin statt Politik

Ein Jahr Frankreich in der Schulzeit, ein halbes Jahr Schweden nach dem Abitur, Studium von internationalen Beziehungen im englischen York: der Blick der ausgezeichneten Schülerin und Studentin Hanna Jacobs war auf das große Ganze der Völkergemeinde gerichtet, eine Arbeit in einer internationalen Entwicklungsgesellschaft hätte ihr gut gefallen.

Aber dann machte sie ein Praktikum in einer EU-Außenstelle. „Den Büroalltag konnte ich mir gar nicht für mein ganzes Leben vorstellen. Jeden Tag habe ich mich auf das Gespräch mit dem Pförtner gefreut.“ Und auf dem Rückweg von einem dieser Praktikumstage wusste Hanna Jacobs plötzlich: „ich werde Pfarrerin.“

Naturschutzgebiet Gottes und kleine Formate

Und sie wurde Pfarrerin. Auch wenn sie bis dahin nicht ein Wort Latein, Griechisch oder Hebräisch gelernt hatte. Warum Hanna Jacobs im Theologiestudium ein Stipendium in Princeton ausschlug, um in Greifswald alles über neue Gemeindeformen zu lernen?

Und warum ihre Vikariatsstelle sie dann aber in eine kleine Gemeinde in Niedersachsen in eine Art „Naturschutzgebiet Gottes“ führte und warum auch das eine schwierige aber lehrreiche Erfahrung war, die Zukunft der Gemeinden aber in kleinen, neuen Formaten liegt – das erzählt Hanna Jacobs Ihnen selbst in dieser Sendung Menschen.

(Erstsendung 14.04.2019)