Gabriele Hartlieb

Gabriele Hartlieb / © Angela Krumpen  (ak)

Ich treffe Gabriele Hartlieb auf dem Kirchentag in Dortmund. Von vielen Kirchentagen kenne ich die ehemalige Verlagslektorin. Gemeinsam haben wir in großen Runden Programme für viele große Hallen geplant und durchgeführt. Es könnte also ein Wiedersehen auf dem Kirchentag sein, wie so viele andere auch. Ist es aber nicht. Denn: Gabriele Hartlieb ist nicht mehr Verlagslektorin. Jetzt treffe ich: eine ordinierte Pfarrerin.

„Es geht um das Leben mit Gott“,

sagt Gabriele Hartlieb, als ich sie frage, warum ich jetzt auf eine Pfarrerin treffe. Die Arbeit im Verlag sei spannend gewesen. Themen, Menschen zu finden, die etwas zu sagen haben, die Antworten finden könnten auf die drängenden Fragen, die uns alle beschäftigen. Aber trotz der Arbeit mit so vielen inspirierenden, tollen Autoren war da diese Unruhe. „Die Unruhe, gibt es nicht doch noch was anderes“, eine Unruhe, die auch deswegen so lange blieb, „weil so vieles gestimmt hat“.

So gehörte „einiger Mut dazu, das Vertraute zurückzulassen“. Aber dann war da dieser Moment, eines Abends, als Gabriele Hartlieb mit ihrem Mann auf dem Sofa saß, plötzlich sagte: „Ich studiere Philosophie in Paris“ und ihr Mann antwortete: „Dann studiere doch lieber Theologie in Heidelberg“. Da wusste Gabriele Hartlieb: „Das ist es, die Unruhe hatte plötzlich eine Richtung."

Bauernhof und Bibel

Aufgewachsen ist Gabriele Hartlieb als jüngstes Kind auf einem Bauernhof in Nordbaden. „Sommer auf den Feldern, Abende im Stall“. Das Leben im Rhythmus der Natur, Gabriele Hartlieb ist vom Leben auf dem Bauernhof sehr geprägt. Aber, so oft die Großmutter dem tüchtigen, kräftig mithelfenden Kind vorhersagte, sie werde eine gute Bäuerin, „das kam für mich nie in Frage.“

Gabriele Hartlieb wusste immer: „Es gibt noch ein Leben des Geistes.“ Bücher und Bildung – das war ihre Welt. Die vom Vater, einem frommen Pietisten, sehr unterstützt wurde. Alle Kinder haben studiert, den Bauernhof gibt es heute nicht mehr.

Ich traue dem Wort viel zu

München, Hamburg, London –nach der Enge des Angerbachtals suchte Gabriele Hartlieb im Studium die große, weite Welt. Studierte Theologie und Literaturwissenschaft. Ging nach Freiburg, um in den letzten Lebensjahren der schwerkranken Mutter, nahe bei der Familie sein zu können. Wurde Verlagslektorin.

Während wir die Sendung aufzeichnen, fängt ein Posaunenchor plötzlich zu spielen an. Während wir mit dem Mikrofon in der Hand umziehen, erzählt Gabriele Hartlieb, wie anders die Menschen sie jetzt anschauen, jetzt, da sie Pfarrerin ist. Und warum sie sich nicht vor der Marginalisierung der Kirchen nicht fürchtet. Denn: „Der Glaube wird ja nicht weniger“. 

Erstsendung 30.06.2019