Erzbischof Robert Zollitsch

Robert Zollitsch  / © Patrick Seeger (dpa)

Geboren am 9. August 1938 in Filipovo im ehemaligen Jugoslawien kam Robert Zollitsch mit seiner Familie als Nachkriegsflüchtling in die Bundesrepublik. Nach dem Abitur in Tauberbischofsheim und dem Theologiestudium wurde er 1965 in Freiburg zum Priester geweiht.

Zunächst arbeitete er als Seelsorger in Buchen im Odenwald, danach in der Priesterausbildung. 1974 promovierte er in Freiburg. Ab 1983 und bis zu seiner Bischofsernennung 2003 war Zollitsch Personalchef im Bistum Freiburg.

Im Februar 2008 wurde der als liberal geltende Geistliche überraschend zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz gewählt - als Nachfolger des mehr als 20 Jahre lang amtierenden Mainzer Kardinals Karl Lehmann. Zollitsch verstand sich in dieser schwierigen Funktion als Brückenbauer, musste sich aber auch als Krisenmanager bewähren. In seine Amtszeit fielen die Aufdeckung und Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und der Beginn eines Dialogprozesses über Reformen.

Der Freiburger Bericht zu Missbrauch und dessen Verschleierung nimmt besonders Robert Zollitsch in den Blick. Dieser war von 1983 bis 2003 als Personalreferent Ansprechpartner für Mitarbeiter und auch für Versetzungen mitverantwortlich. Von 2003 bis 2014 stand er als Erzbischof an der Spitze der Diözese. 2008 wählten ihn die Bischöfe zum Vorsitzenden ihrer Konferenz. In der Rolle war er bis 2014 das öffentliche Gesicht der katholischen Kirche Deutschlands.

Im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung geriet Zollitsch schon früh in die Kritik. Ihm wurde vorgehalten, Täter geschützt zu haben. Er räumte öffentlich Fehler ein. Das Ausmaß der Taten und das Leid der Opfer sei ihm zu spät bewusst geworden. Zollitsch bat wiederholt für seine Versäumnisse um Entschuldigung, zuletzt in einer Videobotschaft im Oktober.

In dem veröffentlichten Bericht wird Zollitsch schweres Versagen beim Umgang mit Missbrauch vorgeworfen. Das sei bis hin zum bewussten Verschleiern und Vertuschen gegangen. Auch habe er offenbar einvernehmliche sexuelle Verhältnisse von Priestern mit erwachsenen Frauen schlimmer bewertet als den Missbrauch von Kindern.

Mit Erreichen der Altersgrenze trat Zollitsch 2014 als Erzbischof zurück. Danach zog er sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück.

Zur Bistumsleitung gab es zuletzt nur wenige Kontakt. Im Jahr 2023 zog er von Freiburg in ein Betreutes Wohnen nach Mannheim. (KNA, DR)

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