Erik Flügge

Erik Flügge / © Angela Krumpen (ak)

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als streite der ehemalige Theologiestudent dabei gegen die Kirchen, wenn er z.B. eines seiner Bestsellerbücher "Der Betroffenheitsjargon. Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt" nennt. Erik Flügge provoziert, "damit die Menschen wach werden". Beide Kirchen sind ihm immer noch wichtig ist, aber irgendwann hat Erik Flügge entschieden, dass er zwar gerne "mit Kirche arbeiten" möchte, "aber nicht bei ihr."

Ich gehöre zu denen, die optimistisch in die Zukunft schauen

Angefragt habe ich Erik Flügge wegen seines neuesten Buches: "Deutschland, Du bist mir fremd geworden" heißt es. Gehört er auch zu den über 80% der Deutschen, die ängstlich in das Jahr 2019 schauen?

"Ich gehöre zu den Leuten, die optimistisch in die Zukunft schauen. Das ist auch der Kern von meinem Buch", antwortet Erik Flügge, den ich in seiner Agentur in Köln treffe. Die hat Erik Flügge mit Mitte zwanzig, direkt nach dem Studium, gegründet. Mit seinen Mitarbeitern arbeitet er in einem Raum so groß und so hoch wie eine kleine Turnhalle. Es gibt eine Theke, große Kühlschränke, einen Herd, eine Sofaecke vor hohen Regalwänden. Dennoch ist diese Arbeitswelt ein Gegenentwurf zu Google und Co, die die Arbeitsstelle zum Familienersatz stilisieren und die Angestellten mit  kostenlosen Freizeitangeboten werben.

"Feierabend ist Feierabend", sagt der Agenturchef und Sohn eines LKW Fahrers, für den faire Arbeitsbedingungen zu Grundwerten gehören. Er selbst nutzt den Feierabend für den Zweitberuf: Bücher schreiben, Reden halten, twittern. Politisch und gesellschaftlich mitreden.

Politik darf nicht ausschließlich über Fakten reden

Eine Million Menschen erreicht Erik Flügge im Monat. Ganz unbedingt will er sich konfrontieren "mit der Wertewelt von Menschen, die nicht meine Meinung haben." Er will gegenhalten gegen die Rechten Kräfte, die "so Gefühle organisieren, dass Fakten die Menschen nicht mehr erreichen". Und aufdecken, wenn Social-Media-Profile nur der Agitation dienen.

Das nächste Flügge Buch ist auch schon fertig. Dieses Mal wendet er sich gegen Mutlosigkeit in der evangelischen Kirche und fordert zum Kirchentag: "Nicht heulen, sondern handeln."

Das übernächste zwar auch. Aber das ist noch geheim. Jetzt erst mal viel Spaß mit Erik Flügge zum anhören: z.B. über seine anarchische Jugend. Ausgerechnet in der katholischen Kirche.

 

(Erstausstrahlung: 06.01.2019)