Christoph Bonsmann

Hauptamtliches Mitglied des Vorstands von action medeor
Christoph Bonsmann / © Angela Krumpen  (ak)

Eine eigene Apotheke! Ein Traum für viele Apotheker. Für Christoph Bonsmann sollte sich der Traum schon bei der ersten Stelle erfüllen. Da nahm er Reißaus, gleich bis nach Afrika.

Viele Jahre ist das jetzt her. Jahre, in denen Christoph Bonsmann in Namibia, Tansania und Deutschland gelebt hat. Heute ist Christoph Bonsmann hauptamtlicher Mitarbeiter im Vorstand von action medeor.

Das Medikamentenlager des Hilfswerkes von Action Medeor ist riesig. Dabei: "Sie sehen nur die Hälfte unseres Lager, wir haben noch mal so viel Fläche. Von hier aus liefern wir in alle Welt. Wir sind ein Riesensupermarkt.“ Mitarbeiter fahren umher, liefern in 140 Länder. 

"Auch in unglaubliche schwierige Gegenden, wie den Jemen oder den Nordirak." Und auch ins Kriegsgeiet nach Syrien: "Über Land werden die Medikamente nach Italien, von dort mit dem Schiff in die Türkei und dann über Land wieder bis zur Grenze nach Syrien gebracht. Dort werden die Pakete von Hand ab- und in einen neuen LKW aufgeladen." So verstehen sie auch ihre Rolle: "wo keiner mehr helfen kann, sind wir da."

Das Hilfswerk action medeor ist dort entstanden, wo es sich heute noch befindet: in Vorst, das zu Tönisvorst, der kleinen Apfelstadt am Niederrhein, gehört. Der weitgereiste Christoph Bonsmann ist ganz begeistert von dem kleinen Ort. "Ich bin unglaublich fasziniert. Vorst ist ein kleiner Ort mit einer unglaublich großen Kirche am linken Niederrhein. Die Menschen hier sind wahnsinnig engagiert -ohne ihr  Engagement gäbe es action medeor gar nicht." 

Die Idee zum Hilfswerk hatte Dr. Ernst Boekels, der ehemalige Dorfarzt, der heute 2019 verstarb. Er steckte die Menschen im Dorf an, mit anzupacken. "Sechs Stunden retten ein Menschenleben hieß der Slogan damals - und die Menschen haben mitgeholfen, Medikamente zu verpacken."

Christoph Bonsmann sagt, am Anfang, vor über 50 Jahren habe er alles falsch gemacht, was man in der Entwicklungshilfe falsch machen kann. Er hat Kleidung gesammelt, "obwohl die Menschen hungrig und krank waren." Aber Ernst Boekels habe schnell gelernt - und viele Ideen gehabt. "Das war damals unglaublich innovativ. Es gab ja keine Vorbilder. Er hat bei mittelständischen Unternehmen Medikamente in Auftrag gegeben, die wir unschlagbar günstig in großen Menschen einkaufen konnten."

Christoph Bonsmann hat viel von der Welt gesehen, seitdem er damals die Apotheke in Düsseldorf hätte übernehmen sollen: "Das Team war toll, die Chefin war toll. Es war vielleicht dumm so eine Apotheke, auch noch auf dem Silbertablett serviert, nicht zu wollen. Aber ich konnte  mir einfach nicht vorstellen, das ein Leben lang zu machen." Stattdessen ging Christoph Bonsmann in die Entwicklungshilfe nach Namibia.

"Hier bin ich in jeder Hinsicht angekommen." Beruflich, weil die Arbeit ihm Spaß machte: Ich musste nicht überlegen, nehme ich dieses oder jenes Hustenmittel ins Sortiment auf - sondern hatte 400 Patienten am Tag, der Strom riss nie ab. Es ging um Tuberkulose, um HIV, um Malaria. Ganz vielen schwangeren Frauen konnten wir helfen. 

Ich musste mich nie fragen, ob die Arbeit Sinn macht."  Und privat kam auch alles in Lot. Schon im Vorbereitungsjahr lernte er seine heutige Frau kennen: "In Namibia ist unser erstes Kind auf die Welt gekommen. Eine Geburt zu erleben, eine Familie werden, das lässt sich durch nichts toppen." Die junge Familie ging zurück nach Deutschland. Ließ sich später, fünfköpfig geworden, auf ein Familienabenteuer in Tansania ein. "Ein Jahr haben wir hier zusammen gelebt. Das war unser tollstes Jahr."

Heute wird  Christoph Bonsmann bei Vorträgen  mit Vorbehalten gegenüber Geflüchteten konfrontiert - und wird leidenschaftlich: "niemand möchte sein Land verlassen. Die Umstände sind so, dass wir keine Wahl haben, mir müssen humanitäre Hilfe leisten. Und Entwicklungshilfe. Es geht nicht nur um Hunger und Bildung. Es geht um Universitäten und Arbeitsplätze. Wir müssen in Afrika mehr Zukunft schaffen."

Christoph Bonsmann wünscht den Menschen Begegnung, eigene Erfahrungen. "Ich sage immer, fahren Sie doch mal hin. Machen sie einfach mal woanders Urlaub, fragen sie die Menschen, lassen sie sich die Dinge vor Ort erklären. Dann erleben sie eine unglaubliche Gastfreundschaft und verstehen, was die Probleme sind."

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DR