Christian Hennecke

Christian Hennecke / © Angela Krumpen  (ak)

Nach der Sendung kocht Christian Hennecke Pasta für uns, mit Spargel und Pinienkernen: lecker! So haben wir noch ein bisschen mehr Zeit für das, was Christian Hennecke so sehr am Herzen liegt: die Zukunft der Kirche. Dass so viele Menschen für diese Zukunft schwarzsehen, ärgert ihn.

Frag nicht, warum frühere Zeiten besser gewesen sind als heute

„Diese ständige Unzufriedenheit nervt mich. Das ist wie beim Auszug aus Ägypten. Ab dem Moment, in dem die Menschen in der Wüste waren, hatten, sie immer Sehnsucht nach einer scheinbar goldenen Vergangenheit,“ sagt Christian Hennecke und zitiert Kohelet: „Frag nicht, warum frühere Zeiten besser gewesen sind als heute, denn deine Frage verrät nicht viel Wissen. Wenn wir so denken, zeigen wir nur, dass wir nicht genug Glauben haben, dass Gott heute hier ist,“ ist Christian Hennecke überzeugt. 

Christian Hennecke will aber nicht beim unproduktiven Ärger stehenbleiben. Er hat eine Vision, einen Traum von Kirche. In dem geht es nicht um Strukturen und Geld. Sondern nur um kleine Einheiten: „Small christian communities“, an denen man sich, wie an Herdfeuern wärmen könne. Kleine christliche Gemeinschaften hat Christian Hennecke überall auf der Welt gefunden: dort ist es wärmer und heller. Das ist Kirche für ihn - und weil es diese kleinen Gemeinschaften gebe, sei die Zukunft der Kirche eben auch schon da.

Chiara Lubich und Dietrich Bonhoeffer als Vorbilder

Das Bild von den Herdfeuern hat Christian Hennecke, der selber ein Fokolarpriester ist, von Chiara Lubich, der Gründerin der Fokolarbewegung, übernommen. Für Christian Hennecke ist Chiara Lubich eine moderne Mystikerin. Er erzählt, wie diese zu ihrer Lebensaufgabe fand: „Chiara Lubich kam 1949/50 nach Rom. Es gab Slums an allen Orten, Kriminalität, zerbrochene Familien. Sie sieht das und sagt: ich möchte es so machen, wie Gott es gemacht hat, der auf uns schaut. Mit diesem Blick auf Menschen schauen heißt dann, dass in den Menschen wachsen kann, was in ihnen ist. Dadurch entsteht Gemeinschaft und Kraft und leben. Das hat mich sehr bewegt. Lauter Zellen, in denen der Geist weht.“

Das andere große Vorbild des Theologen Hennecke ist der Theologe Dietrich Bonhoeffer. „Bonhoeffer ist 1939 nach Amerika ausgewandert - und zurückgekommen! Weil er gesagt hat: wenn ich nicht am Schicksal der Menschen teilhabe, kann ich auch nicht am Wiederaufbau teilhaben.“ Dass Bonhoeffer das sichere Exil aufgab um bei den Menschen zu sein und letztlich sogar sein Leben zu lassen, bewegt Hennecke bis heute: „Bonhoeffer hat mich nie losgelassen. Von ihm habe ich gelernt: es gibt nur eine Wirklichkeit. Das ist die, in der auch Gott lebt. Diese Wirklichkeit kennt keine Grenzen, Kirche innen und Welt außen, zum Beispiel. Bonhoeffer kennt nur eine Welt.“

Wie Bonhoeffer nur eine Wirklichkeit in der Welt sehen - und wie Chiara Lubich in dieser einen Welt mit dem Blick Gottes auf die Menschen schauen – das ist das, was Christian Hennecke in seinem Leben auch will.