Andreas Theurer ist in der katholischen Kirche eine Ausnahmegestalt. Der heutige Pfarrer im Bistum Augsburg ist verheiratet, hat Kinder und Enkel. Dennoch trägt er ein priesterliches Amt, das traditionell an den Zölibat gebunden ist.
Möglich wurde dies durch eine persönliche Ausnahmegenehmigung des Papstes, eine seltene Dispens, die frühere evangelische Pfarrer nach ihrer Konversion unter bestimmten Umständen erhalten können. Doch wer vermutet, Theurer wolle als Symbolfigur gegen den Zölibat in Stellung gebracht werden, irrt. Der 56-jährige Geistliche sieht seinen Weg als persönliche Berufung, nicht als kirchenpolitisches Argument.
Gemeinsam mit seiner Frau konvertierte Andreas Theurer vom evangelischen zum katholischen Glauben. Anschließend stellte sich die Frage einer möglichen Priesterweihe. Da die katholische Kirche Ehe als "einfaches Weihehindernis" betrachtet, bedurfte es einer päpstlichen Sondererlaubnis.
Der damalige Augsburger Bischof Konrad Zdarsa reichte die Bitte in Rom ein: ein Prozess, der insgesamt sechs Jahre dauerte und ein ausführliches Eignungs- und Lebenszeugnis einschloss. Theurer selbst musste seinen Willen zur Weihe formell erklären, bis schließlich das erwartete „Ja“ aus Rom kam.
Dass er als einziger leitender Pfarrer in seinem Bistum zugleich Ehemann, Vater und Großvater ist, betrachtet Theurer als Besonderheit, aber nicht als Hindernis. Entscheidend sei, dass seine Kinder längst erwachsen sind und seine Ehefrau ihn in seinem pastoralen Dienst stark unterstützt.
Eine belastende Doppelrolle habe er früher eher als evangelischer Pfarrer erlebt, als die eigenen Kinder noch klein waren. Heute empfindet er die Verbindung von Priestertum und Familie nicht als Zusatzbelastung, sondern als authentischen Lebensweg.
Die Tatsache, dass er nicht zölibatär lebt, möchte Theurer nicht als Kritik an der kirchlichen Tradition verstanden wissen. Im Gegenteil: "Ich möchte die Augen dafür öffnen, dass auch ein zölibatärer Priester Lebenserfahrung hat, andere als ich, aber nicht weniger wertvolle."
Für Andreas Theurer ist seine Biografie weniger kirchenpolitisches Statement als Ausdruck persönlicher Berufung. In seiner Rolle als katholischer Priester mit Familie sieht er kein Modell für alle, aber ein glaubwürdiges Zeugnis dafür, dass Gott Menschen auf unterschiedliche Wege ruft.