Aachener Altbischof Heinrich Mussinghoff

 (DR)

Der Aachener Altbischof Heinrich Mussinghoff leitete bis Dezember 2015 fast 21 Jahre lang das Bistum an der belgisch-niederländischen Grenze mit derzeit rund einer Million Katholiken. Von 1999 bis 2011 war er stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Der Kirchenrechtsexperte stammt aus dem münsterländischen Osterwick nahe Coesfeld. 1968 empfing er in Münster die Priesterweihe. 1995 weihte ihn der damalige Kölner Kardinal Joachim Meisner zum Bischof von Aachen.

Mussinghoff engagierte sich besonders für die Aussöhnung mit den Juden. Bei einem vielbeachteten Besuch in Polen bekannte er die Schuld der Kirche in der NS-Zeit, in der es nicht viel Widerstand gegen den Völkermord an den Juden gegeben habe. Auch hätten die deutschen Bischöfe den "Angriffskrieg auf das katholische Land Polen" nicht laut verurteilt.

Bedauern bekundete Mussinghoff über den von Papst Johannes Paul II. verfügten Ausstieg der katholischen Kirche aus der staatlichen Schwangerenberatung. Zugleich zeigte er sich dankbar dafür, «dass der Papst nie davon gesprochen hat, dass das Mitwirken an der Schwangerenkonfliktberatung eine schwere Sünde sei».

Aufgrund rückläufiger finanzieller und personeller Ressourcen führte Mussinghoff in seinem Bistum eine Strukturreform durch. Die 540 Pfarreien zu Beginn seiner Amtszeit führte er zu 71 «Gemeinschaften der Gemeinden» zusammen. 2003 rutschte die Diözese in eine Finanzkrise, die wenige Jahre später überwunden werden konnte.

Seit 1995 gehört Mussinghoff dem obersten Gericht der Kirche an, der Apostolischen Signatur in Rom. Zudem war er Mitglied der Kleruskongregation im Vatikan. Innerhalb der Bischofskonferenz leitete er die Kommission für Fragen der Wissenschaft und Kultur und die 2006 neu errichtete Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum. (KNA/Stand 27.10.2020)