Oradour-sur-Glane

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Der kleine Ort Oradour-sur-Glane in Zentralfrankreich steht für die unfassbaren Verbrechen, die deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg auch in Frankreich verübt haben. Am 10. Juni 1944 löschten Soldaten eines SS-Panzerregiments das gesamte Dorf  innerhalb weniger Stunden aus. 642 Dorfbewohner wurden ermordet, darunter 207 Kinder. Ein Baby war gerade eine Woche alt.

Am Nachmittag des 10. Juni erreichte die dritte Kompanie des SS-Regiments Oradour und riegelte das Dorf ab. Die Menschen wurden zunächst auf dem Marktplatz im Zentrum des Ortes zusammengetrieben. Frauen und Kinder schlossen die Soldaten in der Kirche ein. Die Männer wurden in mehreren Scheunen zusammengepfercht. Die SS-Soldaten brannten schließlich sämtliche Gebäude in Oradour nieder. Nur sechs Menschen konnten dem Inferno entkommen.

In einem Prozess in Frankreich wurden 1953 auch aus dem Elsass stammende zwangsrekrutierte Soldaten der Einheit zu Haftstrafen verurteilt. Nach Protesten im Elsass erließ die Nationalversammlung umgehend ein Amnestiegesetz. In Oradour wurden deswegen lange Zeit keine Offiziellen empfangen. Der "Mörder von Oradour", Zugführer Heinz Barth, musste sich als einziger Täter vor einem deutschen Gericht verantworten. Er lebte lange unerkannt in der DDR und wurde dort 1983 zu lebenslanger Haft verurteilt. 1997 wurde Barth entlassen, 2007 starb er.

Die Ruinen des zerstörten Dorfes sind in eine Gedenkstätte verwandelt und konserviert worden. Das neue Oradour-sur-Glane entstand wenige hundert Meter entfernt davon.

(dpa)