Dom St. Martin Rottenburg

Dom Sankt Martin in Rottenburg / © SSKH-Pictures (shutterstock)
Dom Sankt Martin in Rottenburg / © SSKH-Pictures ( shutterstock )

Nachdem die Länder übergreifende Diözese Konstanz aufgelöst worden war, wurde 1828 die Diözese Rottenburg gegründet. Rottenburg wurde zum Sitz des Bischofs und die dortige Markt- und Pfarrkirche zum Dom St. Martin erhoben. Mit ausschlaggebend dafür war, dass Stuttgart mit dem dort residierenden protestantischen König als Bischofssitz nicht in Frage kam. Dagegen aber lag das katholische Rottenburg ganz in der Nähe der Landeshauptstadt, und die neu zu gründende katholisch-theologische Fakultät konnte an die Landesuniversität Tübingen angeschlossen werden.

Zwar hat Rottenburg mit nahezu 4.700 Gläubigen eine der größten Domgemeinden Deutschlands, trotzdem hat sie einen bescheidenen Dom, auch wenn die Diözese Rottenburg-Stuttgart weit größere und prächtigere Münster und Basiliken vorzuweisen hat.

So stieß St. Martin gleich zu Beginn seiner Geschichte als Dom auf wenig Gegenliebe, wenn zum Beispiel der erste hier residierende Bischof Johann Baptist von Keller in einer anonymen Flugschrift schreibt: "Stößt sie nicht gegen die ersten Regeln der Symmetrie? Verdüstert sich nicht schon das Gemüth beim Eintritte? Ja, sie steht der gemeinsten Dorfkirche wenigst darin nach, dass ihr Vorderhaus – Chor – völlig schief steht in der Richtung zum Langhause! Es bedarf keines Beweises, nur eines flüchtigen Blickes und geraden Urteils."

Von Anfang an gab es deshalb Pläne, einen neuen Dom in Rottenburg zu bauen: einmal ganz italienisch anmutend oder im neobyzantinischen Stil, bis hin zum neoromanischen Dom. Realisiert werden konnte allerdings keiner dieser Pläne.

Wer St. Martin betritt, wird mit einem asymmetrischen Raum konfrontiert. Der Grund dafür liegt im Turm als ältestem Teil der Kirche. Sein Unterbau wurde um das Jahr 1280 errichtet. Um diesen Turm herum wurde in den folgenden Jahrhunderten die Kirche gebaut: zuerst eine Liebfrauenkapelle, danach die Marktkirche St. Martin. Aufgrund der räumlichen Begrenzung durch den Marktplatz und die Vergrößerung des Kirchenschiffes konnte man nicht in einer Achse bauen und versetzte deshalb das Mittelschiff einfach in Richtung Süden.

1644 wurde St. Martin beim großen Stadtbrand sehr schwer beschädigt. Ein Relikt aus dieser Zeit sind die überdimensionierten Säulen des Mittelschiffes. Die ausgebrannten gotischen Säulen wurden ummauert, um das Gewicht der Gewölbe tragen zu können. Die Kirche wurde wieder aufgebaut und prächtig ausgestattet. Bereits 1655 zählte man hier sieben Altäre. Reste dieser reichen Ausstattung sind die 12 Apostel im Mittelschiff von Carl Amrein, das Triumphkreuz am Chorbogen und der Auferstehungschristus beim Taufstein. 1735 wurde die Kirche beim zweiten Stadtbrand wieder stark in Mitleidenschaft gezogen. 1787 wurde von der Österreichischen Regierung sogar der Abbruch der Martinskirche in Erwägung gezogen.

Nach ihrer Erhebung zum Dom wechselte St. Martin im Inneren häufiger sein Erscheinungsbild: Dem Zeitgeschmack entsprechend wurde die barocke Innenausstattung durch eine neogotische ersetzt. 1904 war wieder ein Abriss und Neubau des Domes geplant. 1928 erstrahlte er nach der Entfernung der neugotischen Ausstattung im Neubarock. 1955/56 wurde ein Großteil der Ausstattung ersatzlos aus der Kirche entfernt. 1977/78 wurde St. Martin ein weiteres Mal im Stil des Neubarock umgestaltet. So wurde die barocke Grisaillemalerei rekonstruiert. Aus dieser Zeit stammen auch der heutige Altar, Ambo, Tabernakel, Taufstein und die Kathedra - alles in Schwarz gehalten - von Wendelin Matt.

Vor dem 175jährigen Jubiläum der Diözese entschlossen sich der Bischof, das Domkapitel und die Domgemeinde zu einer weiteren grundlegenden Sanierung, nachdem vor allem bauliche Mängel dringend behoben werden mussten. Es sollte sich jedoch nicht nur das äußere Erscheinungsbild ändern. Neben seiner Funktion als Dom sollte die Renovation von St. Martin auch für die Domgemeinde liturgisch und spirituell neue Zeichen setzen. Nach einem Architektenwettbewerb erhielt das Aachener Büro Hahn-Helten den Auftrag zu dieser Renovierung.

Geöffnet: In der Regel ab 8:00 Uhr

  • Geschlossen: spätestens 19:00 Uhr / 18:00 Uhr (Sommerzeit / Winterzeit) bzw. nach Ende der letzten Veranstaltung 

    Der Dom verfügt über eine induktive Höranlage, die in allen Kirchenbänken wirksam ist. Den besten Empfang haben Sie erfahrungsgemäß, wenn Sie nicht direkt am Bankende sitzen. Bitte stellen Sie Ihr Hörgerät auf T-Funktion.

  • Domturm: Da der Aufstieg mitten durch den Glockenstuhl führt, ist eine Turmbesteigung leider nicht möglich. (Bistum Rottenburg-Stuttgart)

Marktplatz 1
72108 Rottenburg
Deutschland