Der Montmartre - 2.000 Jahre Pariser Geschichte: Hügel der Märtyrer und Hort politischen Widerstands

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Der Pariser Montmartre hat 2.000 Jahre Stadt- und Religionsgeschichte geprägt. Zentrale Stationen dieser wechselvollen Historie:

Antike: Gallische Druiden und Römer errichten auf dem Hügel heidnische Kultstätten.

um 250: Der heilige Dionysius (frz. Denis), erster historisch erwähnter Bischof von Paris, erleidet hier während einer Christenverfolgung das Martyrium (Montmartre = "Hügel der Märtyrer"). Der Legende nach nimmt er sein abgeschlagenes Haupt und läuft damit sechs Kilometer nach Norden (heute der Pariser Vorort Saint-Denis).

um 475: Die heilige Genoveva lässt auf dem Montmartre eine Kapelle zu Ehren von Dionysius errichten.

12. Jahrhundert: Unter König Ludwig VI. wird nahe der Benediktinerinnenabtei auf dem Montmartre ein Nachfolgebau der ältesten Kirche von Paris errichtet.

1534: Der Spanier Ignatius von Loyola legt auf dem Montmartre mit Franz-Xaver und weiteren Gefährten geistliche Gelübde ab - die Geburtsstunde des Jesuitenordens.

1559: Großbrand in der Benediktinerinnenabtei

1611: Bei Restaurierungsarbeiten wird eine alte Krypta entdeckt, die dem heiligen Dionysius zugeschrieben wird. Wiederaufleben des Pilgerbetriebs

1792/94: Vertreibung der Benediktinerinnen und Abriss der Abteikirche. Die letzte Äbtissin, Marie-Louise de Montmorency-Laval, stirbt auf dem Schafott.

1860: Der Montmartre wird in Paris eingemeindet. Zuzug von Armen, Außenseitern und Kleinkriminellen im Zuge zahlreicher Neubauten im Pariser Stadtzentrum.

1870/71: Deutsch-Französischer Krieg. Der linksgerichtete Aufstand der Pariser "Kommune" nimmt am Montmartre seinen Ausgang (18. März 1871).

1872: Wunsch des Pariser Erzbischofs Joseph Hippolyte Guibert zum Bau einer Sühnekirche auf dem Montmartre; 1873 Parlamentsbeschluss zum Bau als Nationalmonument

1875: Baubeginn der Basilika Sacre-Coeur

etwa 1880-1910: Ansiedlung der Künstler der Boheme. Der Montmartre wird das legendäre Vergnügungsviertel von Paris.

1885: Beginn der eucharistischen Anbetung in Sacre-Coeur. Dies erfüllt nach 200 Jahren den Wunsch der heiligen Salesianerin Margareta Maria Alacoque (1647-1690), die den Sonnenkönig Ludwig XIV. gebeten hatte, ganz Frankreich dem Herzen Jesu zu weihen und dafür in Paris eine Kirche zu errichten.

1914: Fertigstellung der Basilika. Die für Mitte Oktober geplante Kirchweihe wird wegen Frankreichs Kriegseintritt verschoben und erfolgt erst 1919.

1980: Besuch von Papst Johannes Paul II. auf dem Montmartre (KNA / 16.03.2021)