Afghanistan

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Afghanistan ist ein Binnenstaat in Asien. Etwa drei Viertel der Landesfläche von 652.000 Quadratkilometern bestehen aus schwer zugänglichen Gebirgsregionen. Nachbarstaaten sind China, Iran, und Pakistan sowie die früheren Sowjetrepubliken Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan. Seit den 1970er-Jahren hat der Staat am Hindukusch keine längere Friedensperiode mehr erlebt.

Schätzungsweise 37,5 Millionen Menschen leben in Afghanistan, etwa 4,3 Millionen davon in der Hauptstadt Kabul. Seit der Antike war das Territorium an der Schnittstelle von Süd-, Zentral- und Vorderasien ein Durchgangsland für zahlreiche Völker, die hier oft nur kurzlebige Reiche errichten. Ab Mitte des 7. Jahrhunderts nach Christus gelangten arabische Invasoren nach Afghanistan. In der Folge breitete sich der Islam aus; heute sind fast alle Afghanen Muslime, die Mehrheit von ihnen Sunniten.

Im 19. Jahrhunderte geriet Afghanistan zunehmend unter den Einfluss der Briten, die ihr Kolonialreich Britisch-Indien erweitern wollten. Mit dem dritten anglo-afghanischen Krieg und dem am 8. August 1919 geschlossenen Frieden von Rawalpindi konnte Afghanistan seine Unabhängigkeit durchsetzen. Die im Anschluss daran etablierte Monarchie scheiterte letztlich an politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, islamistische und kommunistische Bewegungen erhielten verstärkt Zulauf.

Am 27. April 1978 putschte sich die kommunistische Demokratische Volkspartei Afghanistan (DVPA) an die Macht und errichtete eine Gewaltherrschaft, die zu Rebellionen und erbitterten politischen Auseinandersetzungen führte. In den Weihnachtstagen 1979 marschierten Sowjettruppen in Afghanistan ein, das Land wurde zu einem zentralen Schauplatz des Kalten Krieges zwischen Ost und West. Die islamischen Widerstandskämpfer, die Mudschahidin, erhielten Unterstützung namentlich von den USA sowie aus Saudi-Arabien und Pakistan.

1989 zogen die Sowjettruppen ab, zwischen 1992 und 1996 übernahmen die Mudschahidin die Kontrolle über Afghanistan, nach einem Bürgerkrieg setzten sich die Taliban durch, die aus Afghanistan 1996 erstmalig ein "Islamisches Emirat" machten. Die radikalen Islamisten waren für schwerste Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Unter der rigiden Anwendung des Scharia-Rechts mit seinen drakonischen Körperstrafen hatten insbesondere Frauen zu leiden, denen die Taliban das Recht auf Bildung verweigerten und die Burka, einen Ganzkörperschleier, aufzwangen.

Durch die Anschläge des 11. September 2001 geriet das Land erneut ins Visier der USA, weil sich der Drahtzieher der Attentate, der Saudi Osama bin Laden, in Afghanistan aufhielt. Die Taliban verloren aufgrund der US-Militärschläge schnell an Boden. Im Dezember 2001 wurde bei der Petersberger Konferenz in Bonn die Bildung einer Übergangsregierung beschlossen; zugleich kamen internationale Truppen in das Land, um die Lage zu stabilisieren. Nach einem insgesamt zwei Jahrzehnte dauernden Einsatz, an dem auch deutsche Soldaten beteiligt waren, zogen die Truppen Mitte des Jahres ab. Den Taliban gelang es daraufhin rasch, die Macht zurückzuerobern. (KNA/18.8.2021)