Gabriel zufolge ist nicht mit Sicherheit auszuschließen, dass in der Asse vor Jahrzehnten auch hoch radioaktive Stoffe eingelagert wurden. Die Anlieferungen seien erst seit 1970/71 dokumentiert. Für die Jahre davor «haben wir keine Gewissheit und können uns nicht der Auffassung anschließen, dass auf keinen Fall hoch radioaktive Stoffe eingelagert wurden», sagte Gabriel.
Er warf dem Asse-Betreiber Helmholtz-Zentrum München einen nicht sachgemäßen und ungenehmigten Umgang mit radioaktiven Stoffen vor. Es sei ein unglaublicher Vorgang, dass die undichten Stellen des Bergwerks entgegen Behauptungen des Betreibers nicht erst 1988, sondern bereits vor 1967 bekannt gewesen seien. Die Atommüll-Fässer seien damals in feuchten Kammern eingelagert worden, wie die Befragung von Mitarbeitern ergeben habe. «Es gab nie ein sicheres Endlager Asse, sondern es wurden bewusst Informationen zu Laugenzutritten unterdrückt», sagte Gabriel.
Psychologischer Gau
Er bezeichnete den von seinem niedersächsischen Amtskollegen Hans-Heinrich Sander (FDP) angeforderten Statusbericht als «psychologischen GAU für die Endlagerdebatte in Deutschland». Die Folgen der Versäumnisse in Asse würden nun bei der Bevölkerung bei jeder Diskussion über Endlager negative Reaktionen hervorrufen.
Die technologiepolitische Sprecherin der FDP, Ulrike Flach, forderte Gabriel auf, den Betrieb des Atomlagers Asse zu übernehmen, um dessen Sicherheit zu garantieren. Mit Asse habe man den «typischen Fall, dass gedacht wurde, wenn man es Forschern überlässt, dann ist das in guten Händen», sagte Flach. Das Lager dürfe nicht dem Bundesforschungsministerium überlassen werden, sondern müsse in die fachliche Aufsicht des Umweltministeriums gelangen, dem auch das Bundesamt für Strahlenschutz untersteht.
Die Linke im niedersächsischen Landtag bewertete den Statusbericht zur Asse als «Beleg für einen jahrzehntelangen inkompetenten und verantwortungslosen Umgang mit Atommüll». Der fast 200 Seiten starke Bericht bestätige, dass zahlreiche Behauptungen der Betreiber falsch gewesen seien. «Der Betreiber ist unfähig und unzuverlässig», sagte der Umweltexperte der Linksfraktion, Kurt Herzog.
Der Betriebsrat der Schachtanlage Asse beklagte sich derweil über die Behandlung der Belegschaft durch Politiker und Öffentlichkeit. Die Vorwürfe gipfelten in der Behauptung, auf der Schachtanlage Asse werde dilettantisch und planlos gearbeitet. Der Betriebsrat wisse dagegen «sehr gut, dass die Kolleginnen und Kollegen ihre Aufgaben weder dilettantisch noch planlos oder gar ohne die erforderlichen Kenntnisse wahrnehmen».
Betreiber des Atommülllagers Asse sollen bewusst falsch informiert haben
Asse mal ´ne Volksverdummung?
Im Zusammenhang mit den Pannen im Atommülllager Asse hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) dem Betreiber schwere Versäumnisse und Verstöße gegen Vorschriften vorgeworfen. "Die Befürchtungen zum Zustand der Asse wurden bestätigt, außerdem wurden schwerwiegende Mängel im bisherigen Umgang festgestellt", sagte Gabriel am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung eines Statusberichts zu dem umstrittenen Atomlager. Die Endlagerung in Salz ist gescheitert, betont Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace, im domradio. Auch Gorleben müsse jetzt geschlossen werden. Smital hofft auf neuen Rückenwind für den Atomausstieg.
Share on