Eine Geschichte der Weihnachtskrippen

Kunstwerke aus 1000 Jahren

Viele stehen schon seit Tagen, andere stellen sie erst heute auf: ihre Weihnachtskrippe, die Darstellung der Geburt Christi. Die erste Krippe hat der Legende nach in der Kirche des heiligen Franz von Assisi in Italien gestanden. Laut Überlieferung ließ sie der katholische Ordensgründer 1223 errichten.

 (DR)

Zuvor hatte es schon seit dem 11. Jahrhundert in Klöstern und Kirchen einfache Darstellungen der Geburt Christi gegeben. Seitdem gibt es Weihnachtskrippen auf der ganzen Welt. Zunächst wurden vor allem in katholischen Gebieten Krippen in Kirchen aufgestellt, um die Weihnachtsgeschichte möglichst lebendig darzustellen. Unter Kaiser Joseph II. (1741 bis 1790) und seinen Nachfolgern war der Brauch zeitweise verboten. Als Reaktion darauf begann man mit der Herstellung von Krippen für die Wohnstube.



In protestantischen Gegenden waren Krippendarstellungen früher verpönt. So tolerierte sie die Obrigkeit im evangelisch geprägten Erzgebirge erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Danach erlebte die Kunst des Krippenschnitzens ihre Blütezeit. Hatten sich die Volkskünstler zuvor überwiegend bergmännischen Motiven gewidmet, so griffen sie nun eine im katholischen Böhmen schon lange gepflegte Kunst auf: In kunstvoll arrangierten Szenen mit vielen Figuren sowie aus Moos und Rinde gestalteten Landschaften wurden biblische Szenen wie die Verkündigung und die Geburt Jesu, teils aber auch weitere Stationen bis zur Auferstehung dargestellt. Die im Erzgebirge hergestellten Krippen sind vielfältig gestaltet. Eine besondere Spielart der Krippendarstellung im Erzgebirge sind die "Weihnachtsberge", bei denen die Darstellung biblischer Szenen und mechanisierte Bergwerks-Nachbildungen thematisch miteinander verschmelzen.



Wahre Kunstwerke

Auch in Oberfranken kennt man die Tradition umfangreicher Krippendarstellungen. Marktredwitznahe der deutsch-tschechischen Grenze ist seit 1989 ein Mekka für Freunde der Krippenkunst. Jedes Wochenende bis zum 6. Januar sind auf dem Krippenweg in Privathäusern, Kirchen und öffentlichen Einrichtungen die "Rawetzer Landschaftskrippen" zu bewundern.



Die ausgestellten Krippen sind wahre Kunstwerke, für die ein Platz unter dem Weihnachtsbaum fast zu schade ist. Aber da passen sie oftmals auch gar nicht hin - sie sind viel zu groß. Denn es versammeln sich nicht nur Maria, Josef und das Jesuskind, vielleicht noch umgeben von den Heiligen Drei Königen sowie Ochs und Esel, in einem ärmlichen Stall. Dieser ist eingebettet in eine große Landschaft. Zu sehen sind oft zahlreiche Tiere wie Rehe, Hasen, Hirsche und Gämsen. Dem Betrachter begegnen Menschen in alpenländischer Tracht: Jäger, Sennerinnen und Holzknechte. Mehrere hundert Figuren und Dutzende von Häusern sind keine Seltenheit. Alle Figuren sind aus gebranntem, bemaltem Ton, nach geschnitzten Darstellungen sucht das Auge vergebens.



Den wertvollen Einzelstücken aus Holz oder Ton steht heute preiswerte Massenware aus Kunststoff gegenüber. Es gibt aber auch handgefertigte Krippen aus Gießharz. Angesichts des großen Angebots kann sich heutzutage jeder seine individuelle Krippe zusammenstellen