Von Deutschland und EU gefördertes Projekt soll Townshipkindern bessere Startchancen geben

Mit Fußball die Persönlichkeit formen

 (DR)

-  --Von ddp-Korrespondentin Yasmin Schulten-- (Mit Infokasten)=

Pretoria/Mamelodi (ddp). Lucky Mokgotho steht am Rande des Fußballplatzes und schaut auf das Spielfeld. «Den Ball kriegst du noch», ruft er einem zierlichen Mädchen zu. Und tatsächlich, das Mädchen mit dem blauen Spielerleibchen über der Schuluniform sprintet schneller und kickt den Ball gekonnt zu einer Mitspielerin. Trainer Mokgotho grinst zufrieden und sagt stolz: «Das hat sie gut gemacht.» Der 24-jährige Mokgotho ist einer der zahlreichen Jugendlichen, die im Rahmen des von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) initiierten Jugendfußballprojekts «Youth Development through Football (YDF) » zum Trainer ausgebildet wurden.

In Südafrika ist das Projekt bereits in vier Provinzen etabliert, darunter in acht Grundschulen im Township Mamelodi rund 25 Kilometer östlich von Südafrikas Hauptstadt Pretoria. Dabei geht es in erster Linie nicht darum, kleine Nachwuchsfußballstars aus den Kindern zu machen, sagt Projektleiter Gerald Guskowski. «Fußball ist nur eine Art Türöffner, mit dem wir die Kinder und Jugendlichen erreichen wollen.»

Denn eingebettet in das Training versuchen Trainer und Lehrer wie Mokgotho den Kindern über den Sport Werte wie Teamgeist und Fairness zu vermitteln aber auch mit Niederlagen umzugehen und Konflikte mit anderen Mitteln zu lösen als mit Gewalt. Zudem werden die Schüler über kleine Spiele motiviert, sich mit Themen wie HIV und Aids oder Umweltschutz auseinanderzusetzen. «Insgesamt hoffen wir, den Kindern durch dieses Projekt bessere Startchancen zu geben», sagt Guskowski.

Statt Jugendliche und Kinder direkt anzusprechen, arbeiten er und sein Team eng mit Nichtregierungsorganisationen, Sportkoordinatoren und Schulen wie der Mahlasedi Masana Grundschule in Mamelodi zusammen. Zudem bildet das Team Freiwillige zu Jugendtrainern aus, die das Konzept umsetzen und als Multiplikatoren in andere Regionen bringen sollen.

Auch Mokgotho ist solch ein Freiwilliger und weiß, wie wichtig es ist, den Kindern am Nachmittag nach der Schule eine sinnvolle Beschäftigung anzubieten. «Wir sorgen dafür, dass sie hier beschäftigt sind. So kommen sie gar nicht erst in Versuchung, womöglich Drogen zu nehmen oder anderen Mist anzustellen», sagt er. Ähnlich sieht das der Leiter der Mahlasedi Masana Schule, Joe Vuma, wenn er sagt: «Wir glauben, dass wir mit dem Sport eine Lücke füllen können und die Schüler dadurch ihr Leben ein kleines bisschen besser meistern können.»

Ein einfaches Leben führen die meisten der rund 1800 Schüler an der von einem Stacheldrahtzaun eingefassten Mahlasedi Masana Schule vermutlich in der Tat nicht. Das Township Mamelodi, in dem nach Schätzungen mehr als eine Million Menschen in Wellblechhütten oder kleinen Steinhäusern leben, gehört zu den ärmsten Regionen rund um Pretoria. Die Arbeitslosenquote liegt hier bei 55 Prozent, die HIV-/Aids-Rate ist hoch und viele Jugendliche wachsen mit nur einem Elternteil oder ohne Eltern auf.

An Vorbildern fehlt es vielen. Nicht verwunderlich also, dass das Projekt 2007 direkt auf große Begeisterung bei den Schülern stieß, sagt Vuma. Als die GTZ dann 2008 im Auftrag der Bundesregierung ein 20 Mal 40 Meter großes Fußballspielfeld an der Schule errichtete, kannte die Freude keine Grenzen mehr.

Neben dem Spaß stellten sich auch schnell erste Erfolge ein. «Eine Studie der Universität Johannesburg hat ergeben, dass Schüler, die am Projekt schon länger teilnehmen, sich selbstbewusster fühlen und sich besser vor Gewalt in ihren Familien schützen können», sagt Guskowski. Trotzdem sei bislang nicht klar, wie lange das Projekt fortgesetzt werden kann.

Das deutsche Entwicklungshilfeministerium wolle in Kürze entscheiden, ob es das Projekt weiter finanziell unterstützen werde. Guskowski setzt dabei auch auf das südafrikanische Sportministerium. «Wir haben bereits eine Kooperation mit dem Sportministerium. Daher hoffe ich, dass das Konzept Bildung durch Sport bald in das nationale Sportprogramm des Ministeriums integriert wird.» Für den fußallbegeisterten Trainer Mokgotho spielt das alles aber keine Rolle. Für ihn steht schon jetzt fest: «Ich bin gerne als Trainer ein Vorbild für die Kinder und das will ich auch in Zukunft bleiben.»