Wissenschaftler warnen vor verkürzten Schlüssen nach Studie

Gewalt von Muslimen?

Gibt es einen Zusammenhang von Religiosität und Gewaltbereitschaft bei jungen Muslimen? Ja, besagt eine am Wochenende veröffentlichte Studie. Religionssoziologen warnen nun allerdings vor verkürzten Schlussfolgerungen.

 (DR)

Die Ergebnisse ließen nicht den Schluss zu, dass islamische Religiosität direkt zu mehr Gewaltbereitschaft führe, betonten die Religionssoziologen Christel Gärtner und Zehra Ergi am Dienstag (08.06.2010) von der Universität Münster. Forschungen der Universität Münster deuteten darauf hin, dass muslimische Jugendliche auf wachsendes Misstrauen von Deutschen gegenüber dem Islam reagierten.

Aggression stelle eine mögliche Antwort auf die Erfahrung dar, als religiöser Mensch diskriminiert zu werden, führten die Religionssoziologen aus. "Junge Muslime, die weniger sichtbar religiös sind, werden wohl eher akzeptiert", vermuten sie. Wenn Diskriminierungserfahrungen beispielsweise mit der Minderung von Zukunftschancen auf dem Arbeitsmarkt verbunden seien, könne dies Frustration und Gewaltbereitschaft hervorrufen. Die vorsichtige Interpretation in der Studie decke sich mit den Zwischenergebnissen der Forschungen des "Exzellenzclusters Religion und Politik" an der Universität Münster.

Nach Auffassung der Religionssoziologen reproduzieren die noch sehr jungen Jugendlichen Weltanschauungen und Geschlechtervorstellungen aus ihren Herkunftsmilieus. Inwieweit dabei Gewaltbereitschaft auf konservative, kulturelle oder religiöse Muster zurückzuführen sei, die von Eltern und Moscheegemeinden vermittelt würden, müsse noch genauer untersucht werden, erklärten Gärtner und Ergi.

Studie: Indirekter Zusammenhang
Nach einer am Wochenende bekanntgewordenen Erhebung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen ergibt sich, dass vor allem männliche Jugendliche aus muslimischen Zuwanderer-Familien mit zunehmender Intensität ihrer religiösen Praxis eine wachsende Gewaltbereitschaft zeigen.

Der federführende Autor, der Kriminologe Christian Pfeiffer, spricht von einem "indirekten" Zusammenhang zwischen Gewaltbereitschaft und Religiosität. Einflussfaktoren dabei seien ein in der islamischen Kultur noch weithin vorherrschendes Bild von Männlichkeit, das Gewalt rechtfertige, die familiären Strukturen, sowie die Rolle der Imame.