Ostern gemeinsam für Ost- und Westkirche

Ein Fest, zwei Kalender

Ostern ist das wichtigste Fest der Christen, doch sie feiern es nicht alle am selben Tag. Die Kirchen in Ost und West berechnen den Termin nach verschiedenen Methoden. Dieses Jahr fallen die Feiertage zusammen - ausnahmsweise. Doch der Zufall sollte zu einer neuen Regel werden, finden Ostkirchliche in Deutschland.

Autor/in:
Dominic Possoch
Wann Ostern feiern: Bis 1582 richteten sich alle Kirchen nach dem 21. März (DR)
Wann Ostern feiern: Bis 1582 richteten sich alle Kirchen nach dem 21. März / ( DR )

Für den griechisch-orthodoxen Erzpriester Apostolos Malamoussis in München ist der gemeinsame Termin "ein großer Grund zur Freude", nicht nur als Symbol für den in wenigen Wochen beginnenden 2. Ökumenischen Kirchentag. Malamoussis hätte nichts dagegen, wenn die gesamte Christenheit Ostern immer gleichzeitig begehen würde. Der Erzpriester weiß von früheren Bestrebungen, sich auf ein Datum zu einigen. Ein Arbeitskreis plädierte für den dritten Sonntag im April, doch der Vorschlag stieß nicht bei allen orthodoxen Würdenträgern auf Zustimmung. So blieb es bei den unterschiedlichen Terminen.

Doch wie kam es überhaupt dazu? Nach der Überlieferung der Evangelien fielen Tod und Auferstehung Jesu mit dem Pessachfest zusammen, bei dem sich die Juden an ihre Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft erinnern. Die ersten Christen orientierten sich mit ihrer Osterfeier am älteren Fest, wobei sich die im Westen frühzeitig auf einen Sonntag festlegten. Darüber kam es schon im zweiten Jahrhundert zum Streit mit den Glaubensbrüdern im Osten. Das Konzil von Nizäa fand im Jahr 325 eine Lösung, die immerhin mehr als 1.000 Jahre hielt.

Die Reform von Papst Gregor XIII.
Nizäa legte drei Bedingungen für die Berechnung des Ostertermins fest: Die Tag- und Nachtgleiche des Frühjahrs musste stattgefunden haben, das ist der 21. März, und der erste Vollmond musste abgewartet werden. Schließlich sollten auch die Juden ihr Pessach schon gefeiert haben. Damit wollten sich die Christen stärker von ihnen absetzen. Seit 325 fiel Ostern somit im Osten wie im Westen auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond.

Bis 1582 blieb diese Regel gültig. Dann stellten Astronomen fest, dass der alte julianische Kalender erheblich vom natürlichen Jahreslauf abwich. Das nach dieser Methode eingeteilte Jahr war zu lang. Papst Gregor XIII. führte eine Reform durch und strich kurzerhand zehn Tage, um die Differenz auszugleichen. Seither gibt es regelmäßig Schaltjahre.

Diese Reform wollte die Ostkirche nicht übernehmen, da damit auch die Bedingung, dass Pessach bereits gefeiert sein musste, fallen gelassen wurde. Fortan wurden zwei unterschiedliche Kalender zur Bestimmung von Ostern genutzt. Seitdem überschneiden sich beide Termine nur noch zufällig, zum Beispiel 2010, aber auch 2011. Da ein ökumenisches Konzil die Rechenmethode festgelegt habe, lasse sich diese Bestimmung nicht einfach ändern, sagt Malamoussis. Weder ein Papst noch ein Patriarch könne dies, sondern nur ein weiteres ökumenisches Konzil.

"Wer doppelt feiert, sollte auch doppelt fasten"
Oleksandr Petrynko, Vize-Rektor des Collegium Orientale in Eichstätt, sieht im Ostertermin dieses Jahr ein "gemeinsames Zeugnis als Christen vor der Welt". In seiner ukrainischen Heimat feiern alle Christen Ostern nach orthodoxer Zeitrechnung, auch die Katholiken. "Es ist traurig, wenn meine Familie und Freunde an einem anderen Termin feiern als ich", bedauert er. Manche orthodoxen Christen in Deutschland fänden die unterschiedlichen Traditionen aber gut, weiß er. "Erst feiern sie hier Ostern, dann fahren sie nach Hause und feiern noch einmal." Für den Priester ist das aber kein ernstzunehmender Grund. "Wer doppelt feiert, sollte auch doppelt fasten", scherzt er.

Petrynko hat einen einfachen Vorschlag: Die Ostkirche sollte sich bei Weihnachten nach der Westkirche, die Westkirche bei Ostern nach der Ostkirche richten. Zufällige Überschneidungen wie in diesem Jahr sieht er als günstigen Rahmen zur Vermittlung. Diese Gelegenheit bietet sich in diesem Jahrhundert noch genau 27 Mal. Danach erst wieder im Jahr 2900.