Norbert Lammert aus Bochum zum zweiten Mal zum Bundestagspräsidenten gewählt

Mit Witz und Bedächtigkeit

Bereits seit vier Jahren bekleidet Norbert Lammert das Amt des Bundestagpräsidenten. Am Dienstag bestätigten ihn die Abgeordneten des Bundestages in seinem Amt. Als "Auszeichnung" und "Verpflichtung" bezeichnete der Bochumer CDU-Politiker die Wiederwahl - und beschrieb damit auch sich selbst.

Autor/in:
Nicole Scharfschwerdt
 (DR)

Gewissenhaftigkeit, aber auch Unbequemlichkeit und Witz zeichnen den Parlamentspräsidenten aus. Schon vor vier Jahren wies er darauf hin, er wisse sowohl um die Bedeutung als auch um die Grenzen seines Postens. In diesem Sinne übt der 60-Jährige sein Amt seitdem aus.

Fraktionsübergreifend wird Lammert geschätzt, anerkannt ist er vor allem für seine Fairness. Als die Mitglieder des Bundestags vor vier Jahren den Linkspartei-Vorsitzenden Lothar Bisky bei der Wahl zum Vizepräsidenten des Bundestags durchfallen ließen, mahnte Lammert zur Besonnenheit und bezeichnete den Eklat als "Schönheitsfehler" des neuen Parlaments. Wenn Lammert Reden hält, so tut er dies stets mit einem Augenzwinkern, ohne seine Witze auf Kosten anderer zu machen.

Zum Auftakt Kritik an öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten
Die 17. Wahlperiode begann Lammert mit Kritik an den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die die konstituierende Sitzung nicht übertrugen. Vor zwei Jahren verteidigte er die Diätenerhöhung der Abgeordneten, wofür er reichlich Kritik erntete. Zuvor stellte er den Begriff der multikulturellen Gesellschaft in Deutschland in Frage und ließ keine Gelegenheit aus, nach den Ursachen für das Desinteresse der Deutschen an der Politik zu suchen. Auch seine Kollegen sind von seiner Kritik nicht ausgenommen: Immer wieder mahnte Lammert parlamentarische Disziplin an.

Vor vier Jahren erzielte er bei seiner Wahl zum Bundestagspräsidenten mit 92,9 Prozent der Stimmen das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte der Bundesrepublik. Lediglich der CDU-Politiker Hermann Ehlers hatte 1953 bei seiner Wiederwahl zum Parlamentspräsidenten mit 93,2 Prozent ein besseres Wahlergebnis. Dass sich Lammert dieses Mal mit 84,6 Prozent zufrieden geben musste, könnte auf den Groll einiger SPD-Abgeordneter zurückzuführen sein, die sich für das schlechte Ergebnis von Wolfgang Thierse (SPD) bei dessen Wahl zum Vizepräsidenten vor vier Jahren revanchieren wollten.

Lammert wurde 1948 in Bochum geboren. Seit 1966 Mitglied der CDU, gehörte der Diplom-Sozialwissenschaftler von 1975 an dem Rat seiner Heimatstadt an, bis er 1980 in den Bundestag wechselte. Zwischen 1989 und 1998 war er als Parlamentarischer Staatssekretär zunächst im Bundesbildungsministerium tätig, dann im Wirtschaftsministerium und schließlich im Verkehrsressort. 1998 bis 2002 war Lammert, der eigentlich Berufsmusiker werden sollte, kultur- und medienpolitischer Sprecher der Unionsfraktion. 2002 wählte das Parlament den CDU-Politiker zu einem seiner Vizepräsidenten, 2005 rückte er in das Amt des Bundestagspräsidenten auf, das er nun wieder innehat.