Kein eigenständiges jüdisches Museum am Alter Markt

Köln speckt weiter ab

In Köln wird es kein eigenständiges jüdisches Museum geben. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Rat der Stadt am Donnerstagabend. Stattdessen soll es einen separaten Bereich mit einer Ausstellung über die jüdische Geschichte in Köln in der künftigen Archäologische Zone geben. Diese wird in einer "abgespeckten Version" vor dem historischen Rathaus der Stadt verwirklicht.

 (DR)

Die Gesamtkosten bezifferte die Verwaltung mit rund 45 Millionen Euro. Die ursprünglichen Pläne für ein eigenständiges Museum vor dem Rathaus hatten sich Anfang Juli zerschlagen. Ein privater Trägerverein zog seine Zusage für Finanzierung und Betrieb zurück, da Sponsoren abgesprungen waren.

Die «abgespeckte Version» der Zone sieht laut Beschluss einen verkleinerten oberirdischen Baukörper zugunsten eines großzügigeren Platzes vor dem Rathaus und dem angrenzenden Wallraf-Richartz-Museum vor. Teile der Ausgrabungen aus der Römerzeit sowie des jüdischen Viertels aus dem Mittelalter sollen mit einer Betonplatte abgedeckt werden und aus dem Kellerbereich des Gebäudes zugänglich sein.
Darüber hinaus ist daran gedacht, dass sie von oben durch Glasplatten eingesehen werden können.

Die Pläne laufen nach Angaben eines Sprechers der Stadt unter dem Arbeitstitel «Archäologische Zone/Jüdisches Museum», was auf eine bedingte Eigenständigkeit hinweise. Laut Beschluss solle es zwar eine gemeinsame Infrastruktur, jedoch zwei «getrennte, themenspezifische Zugangsmöglichkeiten» geben. Darüber hinaus müssten beide Bereiche von unterschiedlichen Kuratoren betreut werden. Die Kosten sind nach Angaben des Sprechers zu 80 Prozent förderungsfähig durch die Städtebauförderung. Voraussetzung sei allerdings, dass der Bauantrag noch in diesem Jahr gestellt werde.
Der Baubeginn solle dann im kommenden Jahr erfolgen. Mit der Fertigstellung werde für etwa 2013 gerechnet.

Innerhalb der Archäologischen Zone, an der seit zwei Jahren gearbeitet wird, sind die Grabungen zu 50 Prozent abgeschlossen. Mit 7.000 Quadratmetern entsteht hier eines der größten unterirdischen Museen Europas. Die Zone umfasst unter anderem das aus dem vierten Jahrhundert stammende und fast 100 Meter lange Praetorium, den Palast der kaiserlichen Statthalter Roms, dessen Ende unter dem heutigen Rathaus liegt. Auch gibt es Tore, Wohn- und Kaufmannshäuser, die Archäologen auf das Jahr 4 oder 5 nach Christus datieren, und die «cloaca maxima», den mannshohen Hauptabwasserkanal aus dem 1. Jahrhundert. Daneben sind Teile des jüdischen Viertels aus dem Mittelalter erhalten, darunter die älteste bekannte Synagoge in Deutschland und eine um 1170 erbaute Mikwe, das Kultbad der jüdischen Gemeinde.