London will Thronverbot für Katholiken kippen

Andere Länder, andere Probleme

Die britische Labour-Regierung will einem Pressebericht zufolge nach 300 Jahren wieder Katholiken zur Thronfolge zulassen. Wie die Tageszeitung "The Guardian" berichtet, ist der Vorschlag Teil einer geplanten Verfassungsreform von Premierminister Gordon Brown. Sie solle nach der kommenden Parlamentswahl beraten werden.

 (DR)

Eine offizielle Stellungnahme der Regierung lag zunächst nicht vor. Laut einem Gesetz von 1701 sind Katholiken sowie mit Katholiken Verheiratete automatisch von der Thronfolge ausgeschlossen.

Die Aufhebung des sogenannten Act of Settlement ist ein lange verfochtenes Anliegen der katholischen Kirche. Das Gesetz sei eine «nationale Schande und ein Vergehen an den mehr als vier Millionen Katholiken Großbritanniens». Zum Amtsantritt der Regierung Brown verlangten Kirchenvertreter einen verbindlichen Zeitplan für eine Abschaffung bis spätestens Ende 2010.

Beendet werden soll laut «Guardian» auch die traditionelle Bevorzugung männlichen Nachwuchses bei der Thronfolge. Eine mögliche erstgeborene Tochter eines künftigen Königs William würde demnach Königin, auch wenn sie einen jüngeren Bruder hätte.

Der Pfarrerssohn Brown ist erklärter Gegner einer engen Verzahnung von Staat und Kirche. Vor seinem Amtsantritt 2007 kündigte er eine umfassende Verfassungsreform an, die die britische Demokratie fit für das 21. Jahrhundert machen solle. So sagte er unter anderem zu, der anglikanischen Kirche von England mehr Unabhängigkeit von der Regierung einzuräumen. Sie solle ihre zentralen Personalentscheidungen, etwa die Besetzung von Bischofsstühlen, künftig eigenständig treffen können.

Die anglikanische Kirche von England ist eine Staatskirche und seit der Trennung von Rom im 16. Jahrhundert eng mit Krone und Regierung verbunden. Weltliches Oberhaupt ist der jeweilige Monarch, geistliches Oberhaupt der Erzbischof von Canterbury. Die Ernennung zentraler Bischofssitze nimmt bislang der Premierminister vor.