Große Wirtschaftsprojekte gefährden 90 Millionen Ureinwohner

Tag der indigenen Völker

Am Internationalen Tag der Indigenen Völker soll an das Schicksal der Ureinwohner Lateinamerikas erinnert werden, die in ihren Ländern nur eine schwache politische Lobby haben. Sie bekommen zwar viel Unterstützung der katholischen Kirche, können sich aber gegen die Agrar- und Energiekonzerne nicht durchsetzen. Nur selten gelingt es den Ureinwohnern zum Beispiel gegenüber Holzfirmen ihre Eigentumsansprüche durchzusetzen, erläutert Ulrich Delius von der Gesellschaft für bedrohte Völker im domradio Interview.

 (DR)

Als Indios werden die Ureinwohner bezeichnet, die vor der Kolonialisierung in den jeweiligen Ländern lebten. In Brasilien waren das mal 6 Millionen Menschen. Heute sind es noch nicht einmal mehr 700 000 - viele kämpfen täglich gegen Armut, Diskriminierung und Umweltverschmutzung.

Die weltweite Suche nach neuen Energiequellen hat die Situation verschärft. So bereiten Wasserkraftwerke, die in Europa als vorbildlich ökologisch gelten, den Ureinwohnern große Probleme.  Die Vereinten Nationen haben auf das Schicksal der Volksgruppe der «Charco la Pava» in Panama hingewiesen. Die Zerstörung ihres Lebens- und Wohnraums im Zuge eines Wasserkraftwerkbaus sei ein massiver Verstoß gegen die Menschenrechte, sagte der UN-Beobachter für indigene Völker, James Anaya, in Genf.

Auch in anderen sind es vor allem große Energie- und Agrarprojekte, die das Leben und den Lebensraum der Indigenen Völker gefährden. Rund 90 Millionen sollen davon betroffen sein, schätzt Ulrich Delius.  

Konflikte gefährden politische Stabilität
Das Entwicklungsministerium hat die anhaltende Ausgrenzung der Ureinwohner Lateinamerikas kritisiert. Diese verhinderten nicht nur die Entwicklungschancen indigener Bevölkerungsgruppen, sondern gefährdeten durch das darin verborgene Konfliktpotenzial auch die politische Stabilität der jeweiligen Länder, erklärte der Staatssekretär im Entwicklungsministerium, Erich Stather, am Freitag in Berlin. "Wenn wir die Armut besiegen wollen, dürfen wir die Belange der Indigenen Völker nicht außen vor lassen", so Stather.

Die Bundesregierung wolle sich künftig verstärkt dafür einsetzen, dass die Positionen indigener Delegierter auf internationalen Konferenzen wirkungsvoller zur Sprache kommen.