Wie die anglikanische Kirche ihre Einheit retten will

Hintergrund

Die anglikanische Kirchengemeinschaft mit ihren rund 77 Millionen Mitgliedern wird am Streit über die Homosexualität vorerst nicht zerbrechen. Die Weltkonferenz der anglikanischen Bischöfe im britischen Canterbury ging am Sonntag mit Appellen zur Einigkeit zu Ende. Auf dem Tisch liegt nun ein grobes Konzept für inhaltliche und strukturelle Reformen; einige Teile sind neu, andere wurden bekräftigt. Hier ein Überblick.

 (DR)

- Drei Moratorien: Die Mitgliedskirchen werden ermahnt, die umstrittensten Praktiken bis auf weiteres zu stoppen. Das betrifft die Bischofsweihe für offen homosexuelle Geistliche und die öffentliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Außerdem sollen konservative Gliedkirchen aufhören, auf dem Gebiet liberalerer Kirchen zu intervenieren oder Überläufer-Bistümer aufzunehmen.

Etliche Bischöfe beider Lager haben allerdings bereits Widerstand angemeldet; auch über die genaue Auslegung der Moratorien gibt es Uneinigkeit.

- Neuer Grundlagenvertrag: Die Kirche arbeitet an einem Dokument, das das gemeinsame Glaubensfundament, den missionarischen Auftrag und die Beziehung der Gliedkirchen untereinander ausformuliert. Dieser "Covenant" soll einen starken Bund zwischen den Kirchen mit spiritueller Dimension begründen. "Das Dokument soll viel Freiheit lassen, aber den Kirchen gleichzeitig aufzeigen, was sie von anderen Kirchen erwarten können", sagt ein Experte, der an dem Entwurf mitarbeitet. Die mit Abspaltung drohenden konservativen Provinzen, etwa Nigeria und Uganda, tragen die Idee weitgehend mit. Den derzeitigen Entwurf halten sie allerdings für zahnlos. Liberalere Gliedkirchen befürchten Einschnitte in ihre Autonomie. Der Covenant-Prozess könnte sich daher noch mindestens sieben Jahre hinziehen.

- "Pastorales Forum": Eine Art "schnelle Eingreiftruppe" soll zur Stelle sein, wenn zwischen Bischöfen Streit ausbricht. Sie soll unter anderem die Einhaltung der drei Moratorien überwachen (s.o.) und Diözesen unter ihre Fittiche nehmen, die sich von ihrer Ursprungskirche losgesagt haben. Unklar ist noch, inwieweit das Forum disziplinarische Befugnisse erhält. Echte Strafmaßnahmen soll es aber nicht erlassen.

- Mehr Spitzentreffen: Die Weltkonferenz findet derzeit nur alle zehn Jahre statt - angesichts der Konflikte zu selten, wie viele Geistliche meinen. Um mehr Treffen zu veranstalten, müssten sich allerdings neue Geldgeber finden: Schon die diesjährige Konferenz hatte mit massiven finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen.