Kirchentag appelliert an G-8-Gipfel - heute ökumenischer Gottesdienst live im domradio

Cologne calling

Der evangelische Kirchentag in Köln hat einen Ruf nach mehr Gerechtigkeit an den G-8-Gipfel in Heiligendamm gerichtet.
Er schaltete sich am Donnerstagabend live vom Roncalliplatz am Kölner Dom zum Konzert "Stimmen gegen Armut" in Rostock. Hier finden Sie Bilder der Veranstaltung. Heute wird der Kirchentag fortgesetzt. Ein Nobelpreisträger hat sich angekündigt. Außerdem wird weiter über die "Bibel in gerechter Sprache" gestritten.

 (DR)

Ökumenischer Gottesdienst im Kölner Dom
Auf dem evangelischen Kirchentag in Köln wird heute Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus erwartet. Er nimmt an einer Gesprächsrunde zur Armutsbekämpfung teil. Am dritten Tag des Protestantentreffens steht zudem ein Streitgespräch zur "Bibel in gerechter Sprache" im Mittelpunkt.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) wird ferner eine Stelle aus der Bibel auslegen. Für den Abend ist ein ökumenischer Gottesdienst mit dem Kölner Kardinal Joachim Meisner und dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, im Dom vorgesehen. domradio überträgt live in Bild und Ton ab 21 Uhr.

Kirchentag und Desmond Tutu appellieren an G-8-Gipfel
Beim Ruf an den G-8-Gipfel in Heiligendamm appellierten Religionsführer und Globalisierungskritiker an die Politiker der Industriestaaten, die Armut zu bekämpfen. Der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu hielt ein flammendes Plädoyer für die Rechte der Afrikaner. "Ich bin ein Mensch und kein Objekt des Mitleids", rief er unter dem Applaus der 10.000 Teilnehmer.

Kirchentagspräsident Reinhard Höppner forderte die G-8-Länder auf, die Würde der Schwachen zu achten. "An der Kraft der scheinbar Schwachen wird sonst die Macht der Mächtigen zerbrechen", so der frühere Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt. Nur wer die scheinbaren Verlierer in Entscheidungen einbeziehe, finde Zukunftslösungen. Rocksänger Herbert Grönemeyer zeigte sich auf der Rostocker Bühne überzeugt, dass es im Engagement für arme Länder "in kleinen Schritten" vorangehe.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, forderte die in Heiligendamm versammelten Politiker auf, die Millenniumsziele gegen Hunger und Armut schneller durchzusetzen. Er sprach stellvertretend für 60 Religionsführer aus aller Welt, die am Mittwoch einen "Ruf aus Köln" nach Heiligendamm geschickt hatten. Die US-amerikanische Attac-Mitbegründerin Susan George erklärte: "Wenige Menschen auf der Welt besitzen viel, und viele haben wenig. Das ist nicht durch Beten zu verändern, sondern durch gerechte Strukturen in der Welthandelsorganisation."

"Globalisierung neu denken"
Die Schauspielerin Katja Riemann und die afrikanische Band "Brothers Keepers" sorgten bei der Veranstaltung für Stimmung mit einem Lied aus dem Musical "Hair". Kinder und Jugendliche traten mit Musik und politischen Forderungen auf. Das Publikum gestaltete das Wort "G-8" musikalisch; es sang nach jedem Wortbeitrag eine Oktave vom hohen "G" abwärts.

Der Gastgeber des Kirchentags, der rheinische Präses Nikolaus Schneider, rief zur Einhaltung der Menschenrechte auf. Die acht Regierungschefs müssten verhindern, dass "gute Geschäfte" mit Menschenhandel und Kindersoldaten gemacht würden. Der Titel des Abends hieß "Die Macht der Würde - Globalisierung neu denken".