Die Reaktionen in Polen auf diesen Rücktritt waren sehr emotional. Viele Bürger und auch das politische Polen hatten den Rücktritt erwartet. Viele Besucher des Gottesdienstes reagierten mit Beifall auf die Entscheidung. Es gab aber auch Gruppen, die den Rücktritt ablehnen.
Krzycztof Walczyk, Pfarrer der deutschen Gemeinde in Krakau, lokalisiert die Unterstützer Bischof Wielgus' in den Kirchenkreisen rund um den umstrittenen Sender Radio Maria. Dass auch der Papst so lange an der umstrittenen Berufung festhielt, führt Krzycztof Walczyk auf nicht ausreichende Informationen zurück.
"Besser spät als nie"
"Besser spät als nie", sagte der Erzbischof von Gdansk (Danzig), Tadeusz Goclowski, dem privaten Fernsehsender "TVN24". Er habe die Hoffnung, dass die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in der polnischen Kirche nun vorankommen könne.
Der katholische Publizist Tomasz Terlikowski, der als einer der ersten die Dokumente der kommunistischen Geheimpolizei (SB) studierte, sagte, das Problem der "Lustration" (Durchleuchtung) in der Kirche bleibe auch nach Wielgus' Abberufung. Als ein Beispiel für die künftigen Schwierigkeiten im Umgang mit den SB-Akten verwiesen mehrere Publizisten auf die Predigt des polnischen Primas, Kardinal Jozef Glemp, vom Sonntag. Glemp hatte die Qualität der gegen Wielgus ins Feld geführten Belege bestritten. Seine Worte wurden von vielen als eine Verteidigungsrede für Wielgus empfunden.
Einig waren sich die Teilnehmer der öffentlichen Debatte, dass der "Fall Wielgus" zwar der spektakulärste, jedoch nicht der einzige war. Man müsse damit rechnen, dass künftig weitere Dokumente gefunden werden, die auf eine Zusammenarbeit anderer Geistlicher mit dem SB hinweisen. Der Krakauer Erzbischof und langjährige Privatsekretär Papst Johannes Paul II., Kardinal Stanislaw Dziwsz, forderte daher bereits wiederholt, dass man nicht nur über die Opfer spricht, sondern auch über ihre Henker.
Polnischer Pfarrer im domradio zum Rücktritt Wielgus'
"Die einzig richtige Entscheidung"
Der Warschauer Erzbischof Stanislaw Wielgus ist am Sonntag wegen seiner Geheimdienstverstrickungen vom Amt zurückgetreten. Lesen Sie hier eine Chronologie der Ereignisse. domradio sprach mit Krzycztof Walczyk, Priester in der deutschen Gemeinde in Krakau. In seinen Augen war der Rücktritt die "einzig richtige Entscheidung", da der Warschauer Bischof das "Gesicht der polnischen Kirche" sei.
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