Polen: Bericht über Geheimdienstkontakte von Geistlichen

"Zwischen Heldentum und Geheimdienst"

Die polnische Kirche hat einen Bericht über Kontakte von Geistlichen mit kommunistischen Geheimdiensten vorgelegt. Die am Donnerstag in Krakau vorgestellte Studie "Kirche in der kommunistischen Diktatur. Zwischen Heldentum und Geheimdienst" beschreibt die Situation der Erzdiözese Krakau, die von 1964 bis 1978 von Karol Wojtyla, dem späteren Papst Johannes Paul II. geleitet wurde.

 (DR)

"Kirche will nichts unter den Teppich kehren"
Konkret wird darin die Rolle von sieben Priestern untersucht, von denen vier mit dem Geheimdienst SB zusammengearbeitet haben. Drei Geistliche hätten sich erfolgreich gegen den SB zur Wehr gesetzt. Dargestellt werden auch die Methoden des Geheimdienstes. Die Studie versucht zudem eine historische Einordnung der Rolle der Kirche in Krakau.

Der 450-seitige Band sei der Beweis, dass die Kirche nichts unter den Teppich kehren wolle, sagte der katholische Journalist Pater Adam Boniecki bei der Präsentation. Der Vorsitzende der kirchlichen Kommission zur Aufarbeitung der kommunistischen Zeit, Weihbischof Jan Szkodon, drückte die Hoffnung aus, dass die Veröffentlichung der nationalen Versöhnung dienen werde. Im April soll ein zweiter Band erscheinen.

Mehrere Projekte zur Vergangenheitsbewältigung
Die Studie geht auf die Initiative des Krakauer Erzbischofs, Kardinal Stanislaw Dziwisz, zurück. Er hatte im August einen entsprechenden Auftrag erteilt. Mittlerweile gibt es landesweit Initiativen zur Aufarbeitung der kirchlichen Geschichte. Zudem haben alle Bischöfe beim Institut für das nationale Gedächtnis IPN, das alle einschlägigen Akten verwahrt, einen Antrag auf Überprüfung gestellt. Zuvor hatte der Rücktritt des Warschauer Erzbischofs Stanislaw Wielgus die polnische Kirche in eine schwere Krise gebracht. Wielgus hatte Kontakte zum SB eingeräumt; zugleich wies er den Vorwurf einer Spitzeltätigkeiten zurück.

Unter den von den Autoren der Studie genannten Priestern ist auch ein langjähriger Freund Wojtylas, Pater Mieczyslaw Malinski. Der Geistliche sei für den Geheimdienst "wertvoll" gewesen, so der Historiker Ryszard Terlecki. Zugleich wies er daraufhin, dass es in den Akten keine von Malinski unterschriebene Erklärung gebe, in der dieser sich zu einer Zusammenarbeit verpflichtet hätte.