Politneuling Rafael Correa wird wohl neuer Präsident Ecuadors

Stürmischer Linkskatholik

In Ecuador hat sich der linksgerichtete Präsidentschaftskandidat Rafael Correa zum Sieger der Stichwahlen erklärt. Nach Hochrechnungen vom Sonntagabend führte der 43-jährige Kandidat der Alianza Nacional, mit einem Vorsprung von 13 bis 15 Prozentpunkten vor seinem Rivalen, dem Bananenmagnaten Alvaro Noboa von der nationalen Erneuerungspartei. Noboa wollte das Ergebnis noch nicht anerkennen. Das offizielle Resultat wird für Dienstag erwartet.

 (DR)

Achter Präsident in zehn Jahren
Am Montagmorgen stand fest: Der kommende Präsident des Andenlandes heißt Rafael Correa. Nachdem im ersten Wahlgang noch der Bananen-Milliardär Álvaro Noboa vorne gelegen hatte, bescherten die Ecuadorianer dem Politneuling Correa einen Überraschungssieg. Mit seinem Amtsantritt am 15. Januar wird er der achte Präsident Ecuadors in zehn Jahren.

Offenbar versprach der temperamentvolle Linkskatholik das, wonach sich die Bevölkerung am meisten sehnt: Eine gründliche Reform des politischen Systems, um die in Korruptionsskandale verwickelte politische Elite zu entmachten. Publikumswirksam verdeutlichte er seine Intention, indem er immer wieder einen Ledergürtel schwang: Auf Spanisch bedeutet sein Nachname Correa auch Gürtel oder Riemen.

Kein Berufspolitiker, sondern Akademiker
Glaubwürdig machte ihn in den Augen der Wähler, dass er kein Berufspolitiker ist, sondern ein Akademiker, der 2005 nach einem Regierungswechsel eher zufällig zum Wirtschaftsminister ernannt wurde. Dort wehrte er sich so vehement gegen die Rezepte von Weltbank und Internationalem Währungsfonds, dass er bereits nach dreieinhalb Monaten seinen Hut nehmen musste.

Geboren wurde Correa in der Küstenstadt Guayaquil, doch seitdem er ein freiwilliges Jahr als Lehrer im Andenhochland verbrachte, spricht er auch die Indianersprache Quechua. Seine Frau Anne lernte er während der Studienzeit in Belgien kennen. Später promovierte der dreifache Vater in den USA. Correa gilt als perfektionistisch und jähzornig, oft wirkt er charmant, bisweilen auch arrogant.

"Mann der modernen Linken"
Er sieht sich gerne als Teil des Linksrucks, der Südamerika in den vergangenen Jahren erfasst hat. Dem venezolanischen Linksnationalisten Hugo Chávez ist er freundschaftlich verbunden, aber auch die chilenische Sozialdemokratin Michelle Bachelet bewundert er.

"Ich bin ein Mann der modernen Linken", verkündete er zuletzt. Den Erdölreichtum will er für Sozialprogramme nutzen, statt einer starken Ausrichtung auf die USA favorisiert er die "südamerikanische Integration".

Harter Wahlkampf
Der Wahlkampf der beiden bekennenden Katholiken war sehr polarisiert und mit harten Bandagen geführt worden. Nach dem ersten Wahlgang hatte noch der rechtsgerichte Kandidat vorn gelegen. Der Wirtschaftswissenschaftler Correa macht aus seiner Freundschaft zu Venezuelas Präsident Hugo Chavez keinen Hehl. Er versichert allerdings, diese Freundschaft werde seine Regierung nicht beeinflussen.

Gegen Noboa sprachen offenbar auch seine selbst von Wirtschaftsexperten in Zweifel gezogenen Sozialprojekte. Auch fürchteten viele, er würde das Land wie seine Großunternehmen regieren. Welche Folgen das für die Beziehungen zu den Gewerkschaften und die Tarifverträge haben könnte, sei leicht auszurechnen, erklärte Giorgio Peroni von Caritas Ecuador. Nach Einschätzung anderer Beobachter übertrieb der Bananen-Millionär zudem mit seiner Stilisierung als von Gott gesandter Kandidat. Vor seiner Stimmabgabe bat er Gott mit der Bibel in der Hand um den Sieg, damit er Ecuador in eine bessere Zukunft führen könne.

9,1 Millionen Ecuadorianer waren aufgerufen, in einem zweiten Wahlgang zwischen den beiden Kandidaten zu entscheiden. Der Sieger wird am 15. Januar in sein Amt eingeführt. Die rund 3.000 Wahlbeobachter aus Lateinamerika und Europa verzeichneten keine besonderen Vorfälle.