Am Sonntag wird in Ecuador gewählt

Linke holt auf

Wenn am Sonntag in Ecuador gewählt wird - dann blickt zumindest ganz Lateinamerika gespannt auf den Andenstaat. Denn: Ein dortiger Sieg des Links-Populisten Rafael Correa würde gleichzeitig auch eine Stärkung seiner ideologischen Sinnesgenossen in Bolivien und Venezuela bedeuten. Konservative US-Amerikaner wittern bereits eine neue „Achse des Bösen".

 (DR)

Wenn am Sonntag in Ecuador gewählt wird - dann blickt zumindest ganz Lateinamerika gespannt auf den Andenstaat. Denn: Ein dortiger Sieg des Links-Populisten Rafael Correa würde gleichzeitig auch eine Stärkung seiner ideologischen Sinnesgenossen in Bolivien und Venezuela bedeuten. Konservative US-Amerikaner wittern bereits eine neue „Achse des Bösen". Viele Indios in Ecuador dagegen hoffen auf mehr soziale Gerechtigkeit. Robert Kaeser, Projektreferent für Südamerika bei Don Bosco Jugend Dritte Welt, beschreibt für das domradio die Situation vor der Wahl.

Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Spitzenkandidaten
Wenige Tage vor den geplanten Wahlen in Ecuador am 15. Oktober wird's noch mal richtig spannend: Die beiden Spitzenkandidaten, der linksgerichtete Wirtschaftsprofessor Rafael Correa, Kandidat der indigenen und globalisierungskritischen Gruppen und Léon Roldos, ehemaliger Vizepräsident aus dem Mitte-Links-Spektrum, liegen in den aktuellen Umfrageergebnissen gleichauf.
Besonders Rafael Correa, dessen Wahlprogramm sich an dem populistischen Präsidenten Venezuelas Hugo Chavez orientiert, hat in der Gunst der Wähler in den letzten Wochen kräftig zugelegt. Seine wichtigsten Themen im Wahlkampf: Die Reduzierung der Rückzahlung der hohen Staatsschulden, für die fast die Hälfte der Staatseinnahmen drauf gehen, und die Bekämpfung der Armut.

Für die Armen muss dringend etwas getan werden
Correa fordert vor allem eine Neuverhandlung der Verträge mit ausländischen Ölfirmen, damit mehr Einnahmen aus dem Ölgeschäft dem Land und der armen Bevölkerung zugute kommen. „Das Programm klingt erst mal gut. Für die Armen muss hier dringend etwas getan werden," sagt Pater Javier Herran, Projektleiter der Salesianer Don Boscos in Ecuadors Hauptstadt Quito.
Der Salesianer weiß, wovon er spricht: Der katholische Orden leitet im ganzen Land Schul- und Berufsbildungsprogramme für Kinder und Jugendliche aus ärmsten Bevölkerungsschichten. „Mehr als die Hälfte der Menschen lebt unterhalb des Existenzminimums, 70 Prozent schlagen sich mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs durch," sagt Pater Javier. Not und Elend hätten zur Folge, dass immer mehr Kinder auf die Straße landen oder arbeiten müssten, statt zur Schule zu gehen.

Korruption ist das Hauptproblem
Rund zwei Millionen Ecuadorianer seien gezwungen, sich einen Hilfsjob in den USA oder Spanien zu suchen. „Von dem Geld, dass sie nach Hause schicken, lebt die ganze Familie." Politiker wie Correa, aber auch der Gegenkandidat Roldos haben das Problem zwar erkannt. Sie versprechen soziale Wohltaten, zum Beispiel die Verdoppelung des Mindestlohns und Wohnungsbauprogramme für arme Familien. Die Umsetzung der Wahlversprechen sieht Pater Javier jedoch skeptisch. „Das Hauptproblem in Ecuador ist die Korruption. Wenn man die nicht in den Griff bekommt, nützt einem das beste Programm nichts." Bisher seien alle Versuche, etwas gegen das riesige Gefälle zwischen Arm und Reich in dem südamerikanischen Land zu unternehmen, an der Korruption und den Besitzverhältnissen gescheitert. Die hundert reichsten Familien Ecuadors besitzen 70 Prozent des fruchtbaren Landes. „Dass Correa oder Roldos daran etwas ändern können, bezweifle ich."
(Don Bosco)