Was Religion mit den Rauhnächten zu tun hat

Zwölf mystische Nächte

Zwölf besondere Tage und sogenannte "Rauhnächte" liegen zwischen Weihnachten und Dreikönig. Der Zeitraum galt als Zeit der Besinnung und der Rituale. Alte religiöse Vorstellungen und Volksglauben prägten diese Tage nachhaltig.

Ein Frau zündet einen Zettel  über einer Feuerschale an, im Rahmen eines Rituals, um Wünsche zu manifestieren / © Julia Steinbrecht (KNA)
Ein Frau zündet einen Zettel über einer Feuerschale an, im Rahmen eines Rituals, um Wünsche zu manifestieren / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der landläufige Begriff "zwischen den Jahren" bezeichnet die Tage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag am 6. Januar. Dieser Zeitraum dient traditionell der Besinnung und dem Ausblick. In ländlichen Regionen waren in diesen Tagen - zum Teil bis weit ins 20. Jahrhundert - bestimmte Tätigkeiten verpönt. Außerdem wurden die Häuser "ausgeräuchert", also mit Weihrauch und Weihwasser neu gegen Böses gewappnet.

Man vermied etwa Misten, Spinnen und Nähen und vor allem alles Waschen von Leinen. Denn wenn zu Neujahr Wäsche aufgehängt sei, könnten böse Geister sie als Leichentücher für das beginnende Jahr nutzen - Unglück schien dann programmiert.

Woher kommt die Lücke?

Doch wie kam es zu der mysteriösen Lücke "zwischen den Jahren"? In der Spätantike rumpelte es beim Übergang zwischen römischer Verwaltung und aufsteigendem Christentum. Im Jahr 153 verlegten die Kaiser den weltlichen Jahresbeginn im Reich vom 1. März auf den 1. Januar. Eine Kollision entstand, als die Christen begannen, das Weihnachtsfest zum Höhepunkt im Kirchenjahr zu erklären.

Papst Liberius setzte im Jahr 354 den 25. Dezember als Weihnachtstermin fest und kaperte damit den spätrömischen Kult des Sonnengottes "Sol invictus". Dieser Tag konkurrierte zudem im entstehenden Kirchenjahr mit dem bisherigen Hochfest "Erscheinung des Herrn" (6. Januar) und dem kalendarischen weltlichen Jahresbeginn.

"Rauhnächte" und "Zwölfnächte"

Die Synode von Tours 567 bezeichnete die zwölf Tage zwischen Weihnachten und Dreikönig erstmals verbürgt als Zeit "zwischen den Jahren". Je nach Region werden sie auch "Rauhnächte" oder "Zwölfnächte" (Twelve Days of Christmas) genannt.

Im Mittelalter wechselte die römische Kirche mehrmals ihren Neujahrstermin. Erst 1691 legte Papst Innozenz XII. endgültig den (weltlichen) 1. Januar als Jahresbeginn fest. Im konfessionsgeteilten und territorial zersplitterten Deutschland wurden solche Festlegungen allerdings sehr unterschiedlich gehandhabt. Auch deshalb hing man teils auf engstem Raum "zwischen den Jahren" - inklusive Jahreszahl.

Bis heute beginnt der bäuerliche Kalender am 6. Januar - Feiertag in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt. Auf dem Land hatte das Gesinde einst "zwischen den Jahren" frei. In dieser Zeit wurden gegenseitige Besuche gemacht, um Freundschaften zu festigen.

Kirchenjahr

Der Jahreskreis der christlichen Feste heißt Kirchenjahr. Es beginnt am ersten Adventssonntag und endet am letzten Sonntag vor Adventsbeginn. Die Katholiken feiern dann das Christkönigsfest, die Protestanten den Totensonntag, an dem sie der Verstorbenen gedenken.

Der Advent gilt als Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten, das Fest der Geburt Jesu am 25. Dezember. Der Weihnachtsfestkreis endet am Sonntag, der auf das Dreikönigsfest vom 6. Januar folgt, mit dem Gedenken an die Taufe Jesu.

Stolen in allen liturgischen Farben lagern in den Schubladen der Domsakristei. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Stolen in allen liturgischen Farben lagern in den Schubladen der Domsakristei. / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
KNA