Was feiert die Kirche am "Fest der Unschuldigen Kinder"?

"Zeugen für Christus"

Am 28. Dezember begeht die Kirche das "Fest der Unschuldigen Kinder". Es erinnert an den grausamen Kindermord durch Herodes. Mit diesem Ereignis wurden aber auch die ersten Märtyrer gefeiert.

Ein Mädchen sitzt traurig auf dem Boden; Symbolfoto Kinderarmut Missbrauch / © Olesia Bilkei (shutterstock)
Ein Mädchen sitzt traurig auf dem Boden; Symbolfoto Kinderarmut Missbrauch / © Olesia Bilkei ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Was ist das Fest der Unschuldigen Kinder?

Jan Hendrik Stens / © Nicolas Ottersbach (DR)
Jan Hendrik Stens / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Jan Hendrik Stens (Theologie-Redakteur): Das Fest der Unschuldigen Kinder geht auf einen Bericht im Matthäusevangelium zurück. Magier aus dem Osten hatten König Herodes von der Geburt eines Königs berichtet. Als die Magier ihm – auf göttliche Weisung hin – keine weitere Auskunft über den Aufenthalt des Königskindes brachten, ließ Herodes aus Angst um seinen Thron den Kindermord von Betlehem anordnen, um diesen möglichen Konkurrenten auszuschalten. Für Matthäus erfüllt sich darin das Wort des Propheten Jeremia (31,15): "Ein Geschrei ist in Rama zu hören ..., Rachel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, denn sie sind dahin."

DOMRADIO.DE: Warum feiert die Kirche denn diesen grausamen Kindermord als Fest?

Stens: Das hängt mit der frühen Verehrung der Kirche zusammen. Bereits Augustinus rühmt die getöteten Kinder nicht nur als "Zeugen für Christus", sondern als Märtyrer, die an Jesu Stelle gestorben seien. Und ein anderer Autor des fünften Jahrhunderts schreibt: "Welche Verdienste hatten die Kinder, die so glanzvoll siegen durften? Sie können noch nicht sprechen, und schon bekennen sie Christus! Noch vermögen sie nicht die Glieder zum Kampf zu regen, und schon gewinnen sie die Palme des Sieges!"

Ähnlich wie Stephanus verehrt die Kirche die Unschuldigen Kinder also als die ersten Märtyrer, und deshalb wird ihr Fest in unmittelbarer Nähe zu Weihnachten gefeiert.

DOMRADIO.DE: Für Köln ist dieses Fest auch bedeutsam. Warum?

Stens: Im Anschluss an das Zweite Vatikanische Konzil wurden die liturgischen Texte zum Fest der Unschuldigen Kinder neu bearbeitet. Die Bedeutung dieses Tages hat sich in den letzten Jahren auch dahingehend geändert, dass er eine Mahnung zum Schutz des ungeborenen Lebens ist. Für den 2017 verstorbenen Kölner Alt-Erzbischof Joachim Kardinal Meisner war das ein wichtiges Anliegen. Für ihn und andere Kirchenvertreter war und ist dieses Fest der Kinder, die unschuldig ihr Blut vergossen haben, eine Mahnung für unsere Gesellschaft.

 

Quelle:
DR