So funktioniert der Weihnachtsgottesdienst

Kirchenknigge

Egal, ob Christmette, Weihnachtshochamt oder Krippenfeier: Aufstehen, Sitzen, Knien. Sind Sie jedes Jahr unsicher im Weihnachtsgottesdienst? Mit diesen Tipps und Tricks kommen Sie entspannt und ohne roten Kopf durch den Kirchgang.

Autor/in:
Benedikt Heider
Ein Kind hält ein brennendes Teelicht in einem Glas bei einem Krippenspiel in Bonn am 24. Dezember 2021. Die Kerze wurde am Friedenslicht von Bethlehem angezündet. / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Kind hält ein brennendes Teelicht in einem Glas bei einem Krippenspiel in Bonn am 24. Dezember 2021. Die Kerze wurde am Friedenslicht von Bethlehem angezündet. / © Harald Oppitz ( KNA )

Alle Jahre wieder - und für viele tatsächlich nur einmal im Jahr - zieht es an Weihnachten besonders viele Menschen in die Kirche. Ob Christmette, Weihnachtshochamt oder Krippenfeier: Die Kirchen sind voll wie selten sonst. Während geübte Kirchgänger ganz selbstverständlich wissen, wann sie aufstehen, sitzen, singen oder knien, kann der Weihnachtsgottesdienst für ungeübte Besucher schnell stressig werden. 

Kölner Dom an Weihnachten / © Peeradontax (shutterstock)
Kölner Dom an Weihnachten / © Peeradontax ( shutterstock )

"Was muss ich in der Kirche tun? Jetzt aufstehen oder lieber sitzen bleiben?" Diese Unsicherheit kennen viele. Die gute Nachricht: Vor allem in der katholischen Kirche ist der Ablauf der Messfeier klar geregelt. Wer die Grundlogik kennt, kommt problemlos mit und kann den Gottesdienst entspannt mitfeiern.

Die katholische Christmette folgt, wie jede Eucharistiefeier, weltweit demselben Ablauf. Der Kirchenknigge lässt sich dabei einfach zusammenfassen: Gebetet wird im Stehen, zugehört im Sitzen und beim feierlichen Hochgebet nach etwa der Hälfte der Feier wird gekniet. Wer unsicher ist, wirft am besten einen kurzen Blick zu den Sitznachbarn oder auf die Ministranten und Altarhelfer - sie sind fast immer ein zuverlässiger Orientierungspunkt.

Spickzettel in jeder katholischen Kirche

Auch sprachlos bleiben muss niemand, denn in fast allen Kirchen liegt das Gesangbuch "Gotteslob" aus. Dort finden sich alle wichtigen Antworten und Gebete der katholischen Eucharistiefeier. Ab Nummer 581 ist der Ablauf einer Messfeier Schritt für Schritt erklärt. An Weihnachten legen viele Gemeinden zusätzlich Liedblätter aus, damit alle gut folgen können. Der Gottesdienst beginnt mit dem feierlichen Einzug von Priester und Ministranten. Los geht es, wenn ein Glöckchen läutet. Dann setzt Musik ein und die Gemeinde erhebt sich. An Heiligabend ist die Kirche dabei oft noch dunkel, das Licht geht erst später an. Viele Gläubige bekreuzigen sich gemeinsam mit dem Pfarrer - die Eröffnung "Im Namen des Vaters..." mit dem Kreuzzeichen gehört zum klassischen Auftakt jeder katholischen Messe.

Engelslieder in der Kirchenbank

Nach einem kurzen Moment der Stille folgt der Bußakt. Anschließend erklingt das "Herr, erbarme dich", das Kyrie. An Weihnachten folgt darauf das feierliche Gloria, ein festlicher Lobgesang, der an den Gesang der Engel aus der Weihnachtsgeschichte erinnert. Danach setzen sich alle. Jetzt beginnt der Wortgottesdienst. Dabei wird aus der Bibel vorgelesen, dazwischen antwortet oder singt die Gemeinde. Zum Evangelium stehen alle auf - das akustische Signal dafür ist ein feierlich gesungenes "Halleluja". Nach dem Evangelium setzt sich die Gemeinde zur Predigt wieder hin.

Eindrücke vom Pontifikalamt zum Dank zur Wahl von Papst Leo XIV. am 20. Mai 2025 aus dem Kölner Dom mit Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Eindrücke vom Pontifikalamt zum Dank zur Wahl von Papst Leo XIV. am 20. Mai 2025 aus dem Kölner Dom mit Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Anschließend wird ein Glaubensbekenntnis gesprochen, wozu alle erneut stehen. Auch bei den Fürbitten bleibt die Gemeinde stehen. Damit ist bereits etwa die Hälfte des Gottesdienstes geschafft.

Sitzen, Stehen, Knien

Nun beginnt die Eucharistiefeier. Während Brot und Wein zum Altar gebracht werden, sitzt die Gemeinde. Spätestens bei den Worten "Der Herr sei mit euch" stehen alle auf, in manchen Gemeinden auch schon etwas früher. Mit dem nächsten Lied beginnt der Kern der katholischen Messe, das eucharistische Hochgebet. In dieser Phase knien sich die Gläubigen hin, sofern Kniebänke vorhanden sind. Gibt es keine, bleibt man stehen. Nur in wenigen Gemeinden setzt sich die Gemeinde an dieser Stelle.

Friedensgruß und Kommunion

Nach dem feierlichen "Amen" stehen alle zum Vaterunser auf. Darauf folgt der Friedensgruß. Ein kurzer Händedruck, ein Lächeln oder ein stilles Nicken zu den Menschen außenrum reicht völlig aus - wer möchte, darf sich aber auch umarmen. 

Nach einem weiteren Gebet, zu dem je nach Gemeinde gestanden oder gekniet wird, folgt die Kommunion. Wer teilnehmen möchte, stellt sich an und geht nach vorne. Danach bleibt Zeit für ein stilles Gebet, im Sitzen oder im Knien.

Achtung bei Krippenfeiern und anderen Gottesdiensten

Zum Schluss wird noch einmal aufgestanden. Es folgt der Segen mit einem letzten Kreuzzeichen der Feier und die Verabschiedung - dann ist der Weihnachtsgottesdienst beendet. Wer statt einer katholischen Christmette eine Kinderkrippenfeier besucht, einen ökumenischen Gottesdienst oder eine evangelische Christmette muss eventuell etwas improvisieren. Denn anders als bei einer klassischen Christmette der Katholiken sind die Riten dort freier und erlauben mehr Variation. 

Doch auch dann wird alles gut: Gerade an Weihnachten wissen Pfarrer und Pfarrerinnen, dass viele Menschen Hilfe brauchen. Oft geben sie daher kurze Regieanweisungen, wie "Wir erheben uns zum Gebet" oder "Wir setzen uns zur Lesung aus der Bibel". Wer zuhört, aufpasst und sich am Ablauf des Gottesdienstes orientiert, kann dabei wenig falsch machen. Weihnachten in der Kirche soll schließlich kein Leistungstest sein, sondern ein Moment der Ruhe und Gemeinschaft.

Quelle:
KNA