Erzbischof Bentz mahnt zu Wachsamkeit gegenüber Antisemitismus

"Antisemitismus zeigt überall seine hässliche Fratze"

Für den Paderborner Erzbischof Bentz zeigt der Anschlag in Australien, dass Juden weltweit bedroht sind. Dem Antisemitismus müsse daher noch entschiedener entgegengetreten werden. Christen hätten dabei eine besondere Verantwortung.

Autor/in:
Holger Spierig
Symbolbild Antisemitismus: Eine schmutzige Kippa liegt auf nassem Asphalt / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Antisemitismus: Eine schmutzige Kippa liegt auf nassem Asphalt / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Anschlag auf eine Feier zum jüdischen Lichterfest Chanukka in Australien macht nach den Worten des Paderborner Erzbischofs Udo Markus Bentz deutlich, dass Antisemitismus "seine hässliche Fratze" weltweit zeigen könne. Jedes Anzeichen dafür müsse überall "sehr, sehr ernst genommen werden", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nötig sei "eine hohe Sensibilität, damit dem klar und konsequent Grenzen gesetzt werden".

Bei seinen Gesprächen mit Vertretern jüdischer Gemeinden sei ihm deutlich gemacht worden, "wie sehr das, was sich im Gaza-Streifen und in Israel ereignet, Auswirkungen auf den Alltag jüdischer Bürgerinnen und Bürger weltweit hat", erklärte Bentz. "Das gilt auch für Deutschland." Viele Mitglieder der jüdischen Gemeinden hätten Angst. "Sie wissen, dass Hass und Gewalt jederzeit und überall aufflammen können", sagte der Erzbischof. "Deswegen müssen wir sehr wachsam sein."

Christen in der Pflicht, gegen Antisemitismus anzugehen

"Wir haben mit unserer Geschichte zwischen Christentum und Judentum eine extrem hohe Verantwortung", mahnte der Diözesanbischof. Deshalb seien gerade Christen in der Pflicht, überall deutlich dagegen anzugehen - "erst recht als deutsche Christen mit unserer geschichtlichen Verantwortung vom Holocaust her".

Antisemitismus zeige sich mal "pseudointellektuell mit bürgerlicher Maske in bestimmten Kreisen, mal sehr stark als arabisch motivierter Antisemitismus mit entsprechenden Solidarisierungen", erklärte Bentz. Das mische sich "mit einem dumpfen extrem rechten Gedankengut in der deutschen Gesellschaft". Es brauche Menschen, die "dieses chamäleonhafte Gesicht des Antisemitismus" aufdecken und deutlich benennen. Das gelte für die Politik und für "unsere Sicherheitskräfte", es sei jedoch auch eine zivilgesellschaftliche Verantwortung aller Bürgerinnen und Bürger.

Religion ist oft nicht Grund für Antisemitismus

Antisemitismus unter Musliminnen und Muslimen in Deutschland ist einer Untersuchung zufolge häufig eher eine Folge konservativ-autoritärer Einstellungen als der Religion an sich. Auch gebe es Hinweise, dass regionale beziehungsweise nationale Diskurse einen stärkeren Einfluss auf negative Einstellungen gegenüber Jüdinnen und Juden hätten als religiöse Zugehörigkeit. So zeigten zum Beispiel auch Menschen christlichen Glaubens entsprechende Ressentiments.

Antisemitismus: Juden in Deutschland sehen wachsende Bedrohung / © Arne Dedert (dpa)
Antisemitismus: Juden in Deutschland sehen wachsende Bedrohung / © Arne Dedert ( dpa )
Quelle:
epd