Der englischsprachige Dienst von Vatican News wies am Samstag darauf hin, dass die große Kardinalsversammlung gleich am ersten Tag nach dem Ende des Heiligen Jahres und der Schließung der Heiligen Pforte im Petersdom zusammentritt. Den Termin der Versammlung für den 7. und 8. Januar hatte das vatikanische Presseamt am Samstagnachmittag in einem kurzen Kommuniqué bestätigt. Die Tatsache, dass es sich um ein "außerordentliches Konsistorium" handelt, bedeute, dass der Papst mit dem kompletten Kardinalskollegium Themen besprechen könne, "die das Leben der Kirche betreffen", schreibt Vatican News.
Anders als bei einem ordentlichen Konsistorium, bei dem es "eher um zeremonielle Dinge" gehe, seien in diesem Format nun alle Kardinäle der Weltkirche eingeladen, an den Beratungen teilzunehmen, und nicht nur die in Rom wohnenden. Aus Sicht der italienischsprachigen Redaktion des Vatikanportals wird damit "das Neue Jahr im Zeichen der Gemeinschaft, der Entscheidungsfindung und des Miteinanderteilens" eröffnet. Die Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" druckte die Mitteilung des Presseamts kommentarlos auf ihrer Titelseite ab.
"Gemeinschaft und Brüderlichkeit"
Das vatikanische Presseamt war in seiner Erklärung mit keinem Wort auf die zu erwartenden Themen des Treffens eingegangen. Es skizzierte lediglich unterschiedliche methodische Elemente der zweitägigen Versammlung. So spricht das Kommuniqué davon, dass es "Momente der Gemeinschaft und der Brüderlichkeit", aber auch "Zeiten des Nachdenkens, des Teilens und des Gebets" geben werde. Letzteres solle "ein gemeinsames Unterscheiden" fördern und dem Papst bei seiner "anspruchsvollen und schwerwiegenden Verantwortung in der Leitung der Weltkirche" Unterstützung und Rat geben.
Mit dem Begriff des "gemeinsamen Unterscheidens" werden im Kirchenjargon Abwägungen umschrieben, die auf nicht konfrontative Weise zu Entscheidungen und Prioritätensetzungen führen. Die Kardinäle, so das Kommuniqué weiter, seien dazu berufen, "in besonderer Weise an der Sorge um das Wohl der universalen Kirche mitzuarbeiten".
Zugeständnisse an Traditionalisten?
Vatikanbeobachter in italienischen und US-amerikanischen Medien hatten in den vergangenen Tagen über einen Weihnachtsbrief des Papstes an die derzeit 245 Kardinäle der Weltkirche berichtet, in der er sich zu dem Konsistorium geäußert habe. Demnach soll die Versammlung unter anderem über die alte lateinische Liturgie im Gottesdienst und über Mitsprache und Mitbestimmung in der Kirchenleitung ("Synodalität") beraten.
Zuletzt hatte die Tageszeitung "Il Giornale" am Freitag gemeldet, dass der Papst in dem Brief im Streit um die sogenannte alte Messe einen Kompromiss zwischen dem Festhalten "an einer gesunden Tradition" und einer "Öffnung für eine legitime Weiterentwicklung" angedeutet habe. Der Streit um die korrekte Form des Gottesdienstes ist eines der vorherrschenden Konfliktthemen zwischen Traditionalisten und Modernisten in der katholischen Kirche.