Lateinischer Patriarch besucht Gaza-Gemeinde zu Weihnachten

Macht sich selbst ein Bild der Lage

Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Patriarch der lateinischen Heiliglandkatholiken, ist zu seiner kleinsten Gemeinde ins Kriegsgebiet von Gaza gereist. Sonntag wird er dort ein vorgezogenes Weihnachtsfest feiern.

Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, bei der Messe in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, bei der Messe in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Die kleine katholische Gemeinde in dem vom Krieg zerstörten Gazastreifen erhält Besuch. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, traf am Freitag in Begleitung einer kleinen Delegation in Gaza-Stadt ein, wie das Patriarchat mitteilte. Im Zentrum des mehrtägigen Pastoralbesuchs stehen demnach Treffen mit der Gemeinde und den örtlichen Geistlichen sowie eine Begutachtung der aktuellen Lage der Gemeinde.

Pierbattista Pizzaballa bei einem Besuch im Gazastreifen im Juli 2025 / © Latin Patriarchate of Jerusalem (KNA)
Pierbattista Pizzaballa bei einem Besuch im Gazastreifen im Juli 2025 / © Latin Patriarchate of Jerusalem ( KNA )

Pizzaballa wolle sich unter anderem ein Bild von den humanitären Hilfsmaßnahmen sowie den Wiederaufbaumaßnahmen machen. Am Sonntag wird der italienische Ordensmann demnach der vorgezogenen Weihnachtsmesse in der katholischen Pfarrei "Heilige Familie" vorstehen. Damit nimmt er einen Brauch auf, den er bereits vor dem Krieg pflegte. Der Besuch markiere "den Beginn der Weihnachtsfeierlichkeiten in einer Gemeinde, die dunkle und schwierige Zeiten durchlebt hat und weiterhin durchlebt", so das Patriarchat.

Vierter Besuch seit Kriegsbeginn

Es handelt sich um den vierten Besuch des Kardinals im Gaza-Streifen seit Beginn des Krieges am 7. Oktober 2023, wie der Sprecher des Patriarchats, Farid Jubran, auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bestätigte.

Der Pfarrer der Gemeinde, der argentinische Ordensmann Gabriel Romanelli, hatte zuletzt in einer Videobotschaft von einer leichten Verbesserung der Lage seit dem Waffenstillstand vom 10. Oktober gesprochen. Der Krieg gehe jedoch weiter, allerdings seien die "großflächigen Bombardierungen" eingestellt worden. Angesichts der unklaren, weiterhin ernsten Lage und der humanitären Krise herrsche eine "tiefe Depression unter der Bevölkerung, einschließlich der Christen".

Hunderte Christen geflohen

Die Gemeinde, während des gesamten Kriegs Schutzzone für vertriebene Christen, beherbergt demnach weiterhin rund 400 Binnenvertriebene. Die Zahl der Christen, die vor dem Krieg bei 1.017 lag, ist unterdessen nach kirchlichen Angaben auf etwa 600 gesunken. Viele Katholiken seien im Krieg sowie infolge mangelnder medizinischer Versorgung gestorben. Zusätzlich hätten hunderte Christen mit Zweitpass oder Visum den Gazastreifen in Richtung Ägypten verlassen.

Lateinisches Patriarchat von Jerusalem

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem betreut die römisch-katholischen Christen im Heiligen Land. Seine Jurisdiktion erstreckt sich über das Staatsgebiet von Israel, Jordanien, Zypern und die Palästinensischen Gebiete. Die Ursprünge des Patriarchats liegen in der Zeit der Kreuzfahrer, die sich als "Lateiner" bezeichneten. Es erlosch jedoch mit dem Fall Akkos 1291. Im Jahr 1847 belebte Papst Pius IX. das Patriarchat neu.

Blick auf Jerusalem / © Kyrylo Glivin (shutterstock)
Quelle:
KNA