Die kleine katholische Gemeinde in dem vom Krieg zerstörten Gazastreifen erhält Besuch. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, traf am Freitag in Begleitung einer kleinen Delegation in Gaza-Stadt ein, wie das Patriarchat mitteilte. Im Zentrum des mehrtägigen Pastoralbesuchs stehen demnach Treffen mit der Gemeinde und den örtlichen Geistlichen sowie eine Begutachtung der aktuellen Lage der Gemeinde.
Pizzaballa wolle sich unter anderem ein Bild von den humanitären Hilfsmaßnahmen sowie den Wiederaufbaumaßnahmen machen. Am Sonntag wird der italienische Ordensmann demnach der vorgezogenen Weihnachtsmesse in der katholischen Pfarrei "Heilige Familie" vorstehen. Damit nimmt er einen Brauch auf, den er bereits vor dem Krieg pflegte. Der Besuch markiere "den Beginn der Weihnachtsfeierlichkeiten in einer Gemeinde, die dunkle und schwierige Zeiten durchlebt hat und weiterhin durchlebt", so das Patriarchat.
Vierter Besuch seit Kriegsbeginn
Es handelt sich um den vierten Besuch des Kardinals im Gaza-Streifen seit Beginn des Krieges am 7. Oktober 2023, wie der Sprecher des Patriarchats, Farid Jubran, auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bestätigte.
Der Pfarrer der Gemeinde, der argentinische Ordensmann Gabriel Romanelli, hatte zuletzt in einer Videobotschaft von einer leichten Verbesserung der Lage seit dem Waffenstillstand vom 10. Oktober gesprochen. Der Krieg gehe jedoch weiter, allerdings seien die "großflächigen Bombardierungen" eingestellt worden. Angesichts der unklaren, weiterhin ernsten Lage und der humanitären Krise herrsche eine "tiefe Depression unter der Bevölkerung, einschließlich der Christen".
Hunderte Christen geflohen
Die Gemeinde, während des gesamten Kriegs Schutzzone für vertriebene Christen, beherbergt demnach weiterhin rund 400 Binnenvertriebene. Die Zahl der Christen, die vor dem Krieg bei 1.017 lag, ist unterdessen nach kirchlichen Angaben auf etwa 600 gesunken. Viele Katholiken seien im Krieg sowie infolge mangelnder medizinischer Versorgung gestorben. Zusätzlich hätten hunderte Christen mit Zweitpass oder Visum den Gazastreifen in Richtung Ägypten verlassen.