Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, hält sich eine Kandidatur für eine zweite Amtszeit offen. Auf die Frage, ob er erneut antreten werde, antwortete der Limburger Bischof im Interview der Woche des Deutschlandfunks: "Das werden wir sehen." Bis zur Wahl bei der Frühjahrsvollversammlung sei noch Zeit, um sich das gut zu überlegen.
Es laste auf ihm, dass die deutschen Bischöfe "nicht mit einer Stimme in jeder Frage reden", so Bätzing. In 80 Prozent der Fälle seien sich die Hirten indes einig, etwa bei der ablehnenden Haltung gegenüber völkischem Nationalismus und beim Lebensschutz. Beim Reformprozess Synodaler Weg gingen die Meinungen jedoch auseinander. Dabei könne er aber nicht nur moderieren. "Da muss ich als Vorsitzender auch vorangehen und deutlich machen, was mir wichtig ist", so Bätzing.
Der Limburger Bischof ist seit 2020 Vorsitzender der Bischofskonferenz. Bei der Vollversammlung vom 23. bis 26. Februar in Würzburg stehen turnusgemäße Wahlen an. Die Amtszeit beträgt sechs Jahre.
"Schäme mich für Judenhass in Deutschland"
Auch zu dem wachsenden Antisemitismus in Deutschland äußerte sich Bätzing in dem Interview. Nach eigenem Bekunden schäme er sich für den Judenhass in Deutschland. Dieser sei "subtil schon lange da, nach dem 7. Oktober 2023 dann offen ausgebrochen", sagte der Bischof von Limburg dem Deutschlandfunk in Köln im Interview der Woche. Antisemitismus nehme er nicht nur in "unterstützenden Kreisen der Palästinenser, sondern wirklich von links und rechts" wahr.
Er könne verstehen, dass Jüdinnen und Juden darüber nachdenken, Deutschland zu verlassen, wenn das so weiterginge. "Es nützt nichts mehr, einfach nur die Parolen auszugeben: Antisemitismus hat bei uns keinen Platz. Wir müssen dafür sorgen, dass Juden, Jüdinnen in unserem Land und weltweit sicher leben können", sagte Bätzing.
Migration dürfe kein Angstbegriff bleiben
Angesprochen auf die Migrationspolitik, machte der Bischof klar, dass er die kirchlichen Positionen nicht nur deckungsgleich mit Linken und Grünen sehe, sondern "in großer Gemeinsamkeit mit der großen Mehrheit der Mitte unserer Gesellschaft". Da nehme er auch CDU und SPD mit ein. Bätzing plädierte für einen neuen Blick auf Geflüchtete. "Ich finde das verheerend, dass Migration zu einem Angstbegriff geworden ist." Deutschland brauche Migration, nicht zuletzt mit Blick auf den Arbeitsmarkt. Zugleich seien auch Grenzen nötig. Wer sich einer Straftat schuldig mache, müsse mit allen Konsequenzen rechnen, die bei Migranten bis hin zur Abschiebung reichten.
Verständnis für Politiker
Mit der Arbeit der Bundesregierung zeigt sich Bätzing insgesamt, gerade mit Blick auf die vielen Krisen und Herausforderungen, zufrieden. Die Regierung sei noch kein Jahr im Amt, habe aber schon einiges auf den Weg gebracht. Beispielhaft nannte Bätzing die Rentenkommission und das Engagement für ein Ende des Kriegs in der Ukraine. "Wir sollten wirklich etwas Verständnis und Geduld aufbringen mit denen, die hier die Politik in unserem Land verantworten", warb der Bischof.
Mit Blick auf die AfD mahnte Bätzing an, die sogenannte Brandmauer "so lange wie es geht" zu halten. Er wiederholte den Standpunkt der katholischen Kirche: "Diese Art von völkischem Nationalismus, der von der AfD vertreten wird, ist menschenverachtend."