DOMRADIO.DE: Die neue Tiny Church ist ein gemeinsames Projekt Ihrer katholischen St. Jakobus Kirche und der evangelischen Paul-Gerhard-Gemeinde in Frankfurt. Warum hat es so lange gedauert? Die Kirche ist doch so klein.
George Kurumthottikal (Projektreferent Sozialraum "Lyoner Quartier" bei der Pfarrei Sankt Jakobus): Ja, die Kirche ist klein, das ist richtig, aber die Idee dazu ist schon vor Corona entstanden, und in der Zwischenzeit sind zum einen die Preise extrem in die Höhe gegangen und zum anderen gab es nochmal andere Verzögerungen.
Wir brauchten eine Baugenehmigung der Stadt Frankfurt, auch wenn wir dort gar kein Gebäude hinstellen. Aber da wir länger dort stehen werden, brauchte es eine ordentliche Baugenehmigung. Das hat nochmal Zeit beansprucht. Das ist nun passiert und wir können jedem, der eine Beratung braucht, den Tipp geben, dass man da Zeit einplant und das berücksichtigt.
DOMRADIO.DE: Jetzt ist die Kirche da. Wie geräumig kommt sie Ihnen vor? Oder stößt man überall an?
Kurumthottikal: Es ist natürlich ein kleiner Raum, dennoch wirkt es sehr groß. Man kommt über die Terrasse seitlich rein und hat schon mal eine kleine Fläche, die im Sommer draußen bespielt werden kann.
Dann kommt man durch zwei große Flügeltüren. Der Raum drinnen wirkt dadurch größer, weil wir oben ein Spitzdach haben und auch große Leute da nicht anstoßen. Er wird für kleinere Sachen genutzt werden können.
Wenn man dann noch ein paar Schritte weitergeht, gibt es hinten eine kleine Teeküche, die das Nötigste bieten kann, um zum Beispiel mal was abzuwaschen. Man kann da auch eine Herdstelle reinsetzen. Das sind die 18 Quadratmeter, die wir versuchen, effektiv zu nutzen.
DOMRADIO.DE: Sind in dem Hauptraum richtige Bänke drin? Gibt es einen kleinen Altar, wie in einer normalen Kirche?
Kurumthottikal: Es ist kein sakraler Raum, wie wir uns den vorstellen, sondern es ist ein Veranstaltungsraum, ein Begegnungsraum. Viele fragen: Wo ist hier das Taufbecken, wo kommt denn der Altar hin?
Wir haben uns vorgenommen, für alle offen zu sein. Gleichzeitig haben wir gestern eine ökumenische Andacht gehabt, um das Gebäude zu segnen. Aber wir sind in erster Linie ein Veranstalterort, mit dem wir die Möglichkeit bieten wollen, Gespräche zu führen, Beratungsangebote zur Verfügung zu stellen.
Die eigentlichen Veranstaltungen werden sich auf Draußen konzentrieren. Wir haben eine kleine Grünfläche drumherum, die wir mitnutzen dürfen, und dahin wird sich wahrscheinlich der Schwerpunkt – gerade in den Sommermonaten – verlagern, wo wir dann agieren können.
DOMRADIO.DE: Was planen Sie da?
Kurumthottikal: Erstmal sind es Angebote für Kinder, die dort gebraucht werden. Damit sich die Eltern untereinander kennenlernen können, machen wir ein Elterncafé. Wir werden das weiterführen, was wir bis jetzt schon ohne Haus gemacht haben.
Wir hatten dort einen kleinen Poetry-Slam veranstaltet. Wir haben eine Fahrradwerkstatt gemacht. Wir versuchen, ein bisschen Leben in dieses Quartier zu bringen, und sehen uns als Kirchen in der Rolle, dass wir dieses Leben, was wir in den Stadtteilen drumherum haben, auch dort ins Lyoner Quartier mitbringen können.
DOMRADIO.DE: Sie haben am Dienstag so eine Art Schnuppertag gemacht, ein Soft-Opening. Wie haben die Leute reagiert?
Kurumthottikal: Die Leute waren begeistert. Die Pfarrerin Bode und der Pfarrer Portugall haben das Haus gesegnet und alle, die so kurzfristig Zeit gefunden hatten zu kommen, waren da und haben das Haus bestaunt.
Im Anschluss gab es das Adventsingen vom Chor. Insgesamt war es sowohl ein Soft-Opening und der Tiny Church würdig, aber auch ein bisschen Advent im Lyoner Quartier vor Weihnachten.
Das Interview führte Heike Sicconi.