Passend zur Jahreszeit widmet sich das Ikonenmuseum Recklinghausen den beiden großen Erzählungen der Weihnachtszeit: vom heiligen Nikolaus und von der Geburt Christi. Nikolaus und Weihnachten erinnern uns an die erwartungsvolle Vorfreude in unserer Kindheit, die sowohl dem Nikolaustag als auch dem Heiligen Abend vorausging.
Doch was wissen wir eigentlich über "den Nikolaus" und die Weihnachtsgeschichte? Das Ikonenmuseum lädt dazu ein, den hinter der Figur des rot bemantelten Gabenbringers stehenden Heiligen und die Weihnachtsgeschichte von Neuem oder näher kennenzulernen.
Das Leben des heiligen Nikolaus ist historisch wenig greifbar. Er wirkte im 4. Jahrhundert als Erzbischof in der Stadt Myra, einer damals bedeutenden Hafenstadt an der Westküste Kleinasiens (heute Türkei). Weder der genaue Zeitpunkt seiner Geburt (um 270) noch sein Todesjahr sind bekannt. Die in seinen Lebensbeschreibungen mitgeteilten Ereignisse sind überwiegend legendär. Gesichert ist die Übertragung seiner Reliquien von Myra nach Bari im Jahr 1087.
Einer der bekanntesten Heiligen
Die Auswahl der ausgestellten Ikonen wurde bewusst gewählt, so Dr. Lutz Rickelt. Der Leiter des Ikonenmuseums berichtet im DOMRADIO.DE-Interview, dass es bei Nikolaus "in erster Linie darum geht, zu zeigen, was er für eine Person ist und was hinter der Figur steht. Mit der heute bekannten Figur hat es nicht mehr viel zu tun, geht aber darauf zurück. Also einerseits um Ereignisse, die sein Leben beschreiben. Also auch, was für Wohl- und Wundertaten er vollbracht haben soll. Dann wird aber auch illustriert, welche Rolle er in der orthodoxen Welt gespielt hat. Das ist ein wichtiger Punkt, da er in der orthodoxen Welt das ganze Jahr über um Hilfe gebeten wird. In unseren Breiten hingegen ist es nur der 6. Dezember. Nikolaus ist somit ein Heiliger für alle Fälle."
Die Verehrung des hl. Nikolaus setzte schon früh ein. In Konstantinopel und Rom wurden im 6. Jahrhundert ihm geweihte Kirchen gebaut. Sein Kult verbreitete sich rasch in Ost und West. Bis heute ist er einer der bekanntesten Heiligen aller Christen. Man gedenkt ihm am 6. Dezember, seinem Todestag. Im Abendland entwickelte sich seit dem Mittelalter ein vielfältiges Brauchtum, in dem der hl. Nikolaus schließlich zum Weihnachtsmann mit Rauschebart und rotem Mantel wurde.
Wunder und Wundertäter der Weihnachtszeit
Nach der Muttergottes Maria ist Nikolaus der am häufigsten auf Ikonen gemalte Heilige. In orthodoxen Ländern gab es kaum eine Kirche und kaum ein Haus ohne sein Bildnis. Entsprechend variantenreich ist seine Wiedergabe. Viele Darstellungstypen entstanden im slawischen Christentum, wo Nikolaus besonders beliebt war.
Die Sonderausstellung zeigt aber nicht nur seltene Nikolaus-Ikonen, auch die Geburt Christi sowie Weihnachten kommen zur Geltung. "Wir wollen erklären, warum die verschiedenen Szenen von Weihnachten auf Ikonen dargestellt werden und welche Bedeutung sie letztlich haben. Ikonen haben ja nie das Ziel, einfach nur die Geschichten zu zeigen, sondern wollen auch immer einen bestimmten Sinn mit der Darstellung verknüpfen, also eine bestimmte Aussage, die auf dem ersten Blick nicht erschließbar ist", sagt Rickelt. Diesen Aussagen können die Besucher auf ihre eigene Weise versuchen, zu finden und zu entdecken.
Insgesamt 42 Werke laden dazu ein, Wunder und Wundertäter der Weihnachtszeit genauer kennenzulernen. Die Exponate stammen aus Russland, Griechenland, vom Balkan sowie aus Kleinasien und Äthiopien und reichen zeitlich vom 11. bis ins 20. Jahrhundert. Die Ausstellung ist bis Mitte Januar 2026 geöffnet.