DOMRADIO.DE: Warum kommt der Nikolaus nach Köln-Porz?
Susanne Besuglow (Gemeindereferentin in der Kinderkirche Porz): Wir von der Kinderkirche hatten vor Jahren überlegt, wie wir Kinder gut erreichen können. Da fiel uns der Stadtteil Finkenberg ein, wo in einer Klasse allein über zwölf Nationen vertreten sind. Kulturell bedingt stehen Kinder dort nicht so im Mittelpunkt. Wir haben gedacht, dass wir da viele Kinder erreichen, und möchten dort die Menschenfreundlichkeit Gottes hinbringen.
DOMRADIO.DE: Wenn das so viele verschiedene Kulturen und Nationen sind, könnte es sein, dass die Kinder den Nikolaus und die christlichen Hintergründe nicht kennen. Beziehen Sie das in diesen Besuch mit ein?
Besuglow: Das beziehen wir mit ein. Wir haben einen großen Sack dabei. In dem Sack sind die verschiedensten Legenden vom Nikolaus, wie die Legende vom Kornwunder oder von den Töchtern, die Geld bekommen.
Wir berichten von den vielen Hilfstaten, die legendär überliefert sind. In jeder Klasse tragen wir eine dieser Legenden vor und die Kinder dürfen ganz viel fragen.
DOMRADIO.DE: Der Nikolaus geht durch zwölf Klassen. Wie viel Zeit hat er pro Klasse?
Besuglow: Eine gute Viertelstunde nehmen wir uns pro Klasse Zeit.
DOMRADIO.DE: Es ist nicht der kommerzielle Weihnachtsmann. Wie reagieren die Kinder auf den Mann im roten Mantel mit Bischofsstab und Mitra?
Besuglow: Ich glaube, das ist kulturübergreifend. Wenn ein Mensch mit diesem Gewand hineinkommt, dann wird es erst mal still und die Kinder staunen. Es wird immer die Frage gestellt, ob das der richtige Nikolaus ist. Dieser Sprung durch die Zeit von damals zu heute, der funktioniert überall.
DOMRADIO.DE: In einer Gesamtschule geht es vielleicht auch mal heißer und lauter her. Ist das anders, wenn der Nikolaus kommt?
Besuglow: Wenn der Nikolaus kommt, dann wird es ruhig. Definitiv.
DOMRADIO.DE: In einem Jahr hat der Nikolaus die Kinder jedoch nicht besucht. Was war das Problem?
Besuglow: Wir hatten eine Lücke, weil wir keine Kontakte hatten. Wir wussten gar nicht, was die Ursache ist. Dann rief der neue Leiter der Sozialarbeiter an. Das war aber drei Tage vor Nikolaus, da konnten wir gar nicht mehr reagieren. Das hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir regelmäßig, alle Jahre wieder, da sind und keine Eintagsfliege ist. Sie spüren, du bist im Blick Gottes. Auch heute haben wir euch im Blick.
DOMRADIO.DE: Hat sich der neue Sozialarbeiter gekümmert oder haben die Kinder eine Demo veranstaltet.
Besuglow: Ob es eine Demo war, weiß ich nicht, aber die Kinder haben darauf hingewiesen, dass da was fehlt. So deutlich, dass der neue Sozialarbeiter darauf aufmerksam wurde.
DOMRADIO.DE: Kriegen die Kinder auch Geschenke?
Besuglow: Wir haben vom Bonifatiuswerk einen fairen Schoko-Nikolaus für jedes Kind. Außerdem gibt es etwas, was die Kinder in der Schule brauchen können, wie ein Lineal, einen besonderen Radierer und was Kinder sich in Finkenberg nicht alle leisten können.
Wir hinterlassen die Kiste oder den Sack in den Klassen, aber die Verteilung macht nachher der Klassenlehrer. Damit die Aufmerksamkeit nicht nur auf diesen Päckchen liegt, sondern auf dem Gespräch. Wir haben in den Jahren bemerkt, wie wichtig das den Kindern ist.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.