Adenauer-Enkel blickt auf Weihnachten mit Opa Konrad zurück

Gebet für Frieden und Freiheit

Kriege, Klimawandel und Migrationsdebatten: Vielen scheint die Weltlage düster. Adenauer-Enkel Stephan Werhahn blickt in seinem Buch "Europas Resilienz. Für Frieden, Freiheit und Wohlstand" darauf. Und auf Weihnachten mit Opa Konrad.

Foto von Konrad Adenauer an der Küchenwand in dessen Wohnhaus in Rhöndorf / © Jörg Loeffke (KNA)
Foto von Konrad Adenauer an der Küchenwand in dessen Wohnhaus in Rhöndorf / © Jörg Loeffke ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie nehmen in Ihrem Buch häufig Bezug auf Konrad Adenauer und Wilhelm Werhahn, Ihre beiden Großväter. Welche Rolle spielen deren Werte und Erfahrungen für ihr europäisches Zukunftsprojekt? 

Stephan Werhahn (Autor, Jurist und Enkel von Konrad Adenauer): Die spielen natürlich eine sehr große Rolle. Insbesondere haben diese beiden Großväter Deutschland in den 1950er Jahren wieder mit aufgebaut, Konrad Adenauer auf der politischen Seite und Wilhelm Werhahn als Unternehmer. 

Stephan Werhahn

"Diese beiden Herren kennzeichnet deren unglaubliches Durchhaltevermögen, was wir heute noch für uns gebrauchen können. Immer wieder aufstehen, immer wieder das Ziel im Auge behalten".

Diese beiden Herren kennzeichnet deren unglaubliches Durchhaltevermögen, was wir heute noch für uns gebrauchen können: Immer wieder aufstehen, immer wieder das Ziel im Auge behalten und es auf verschiedene Art und Weise und über verschiedene Wege versuchen zu erreichen. 

DOMRADIO.DE: Ein großer Punkt Ihres Buches ist die Verteidigungsfähigkeit Europas. Wie lässt sich das hinkriegen? Mit einer Europa-Armee? 

Werhahn: Wir sollten nicht die NATO-Strukturen außer Acht lassen, die ja sehr gut funktionieren. Allerdings müssen wir auch eine europäische Sektion haben, die eigene geopolitische Strategien entwickeln kann, wenn mal der große Partner USA, so wie jetzt im Moment, nicht strategisch mit uns auf einer Linie fährt. 

DOMRADIO.DE: Sprechen wir über die Migrationspolitik, die auch viel Raum in Ihrem Buch einnimmt. Was können wir tun, wenn Menschen vor Klimawandel und vor Hungerkrisen flüchten, außer die Flüchtenden aufzunehmen?

Werhahn: Wir können versuchen, sofort Anreize zu schaffen, damit diese Menschen, die aus Klimawandelgründen oder wegen kriegerischer Auseinandersetzungen flüchten müssen, hier schnell Arbeit finden können. Sie sollten selber Geld verdienen und natürlich an Sozialleistungen partizipieren können. Es sollte insbesondere deren Sprachfähigkeit und Berufsausbildung gefördert werden. 

DOMRADIO.DE:  In Ihrem Buch beschreiben Sie auch Weihnachten bei Opa Konrad, dem großen Staatsmann Konrad Adenauer. Er ist der Vater Ihrer Mutter. Als Katholik war ihm Weihnachten bestimmt sehr wichtig, oder? 

Werhahn: Ja, seine wichtigsten Ziele waren der Zusammenhalt der Familie und Weihnachten. Das gemeinsame Weihnachtsfest war ein typisches Familienfest. 

DOMRADIO.DE: Gab es bei den Adenauers bestimmte Traditionen oder Abläufe, die besonders typisch waren?

Werhahn: Oh ja, wir haben uns Gott sei Dank an einer schönen großen Krippe unter einem Tannenbaum zusammensetzen können. Man konnte gemeinsam oder einzeln singen oder Gedichte vortragen. Die Familie von meiner Mutter Lisbet Werhahn hat musiziert. Ich selber bin auch Cellist und meine Schwestern haben Geige und Flöte oder anderes gespielt. Dann wurde meistens ein Text aus der Bibel von unserem Onkel Paul, einem Monsignore, vorgelesen.

Dann kam eine Besinnung auf globale Themen, würde man heute sagen. Da wurde damals alljährlich dieses ganze Elend, was wir heute auch zum Teil beklagen, besprochen und Gott darum gebeten, dass er Frieden und Freiheit für die Menschen auf der ganzen Welt schaffen soll. 

DOMRADIO.DE: Sie waren damals ein Kind. Aber können Sie einschätzen, ob das Abschalten zu Weihnachten für Konrad Adenauer, der ein viel beschäftigter Staatsmann war, eine Phase des Runterkommens war?

Werhahn: Ja, absolut. Das war immer so am 2. Weihnachtstag und ist bis heute so. Der 26. Dezember ist übrigens mein Namenstag, sodass ich meistens von Opa Konrad noch ein besonderes Namenstags-Geschenk bekam. 

Er hat mich dafür rangeholt. Er sagte dann: "Das hat mir irgendein ausländischer Mensch für meine Enkel geschenkt." 

DOMRADIO.DE: Zum Beispiel? 

Werhahn: Zum Beispiel ein Gerät von Hovercraft, in das man hinten reinblasen kann. Das ist dann auf einem Luftkissen über den Tisch gewandert, so wie ein Auto, aber ohne Räder, sondern mit Luftkissen.

DOMRADIO.DE: Gibt es das noch? 

Werhahn: Das gibt es heute nicht mehr, nein.

DOMRADIO.DE: Was davon prägt die Familie bis heute, wenn Sie an die Weihnachtsfeste damals denken? 

Stephan Werhahn

"Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, dass wir alle zu den christlichen Werten stehen und dass wir absolut für Frieden und Freiheit der Menschen eintreten".

Werhahn: Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, dass wir alle zu den christlichen Werten stehen und dass wir absolut für Frieden und Freiheit der Menschen eintreten, natürlich gepaart mit geeigneten Hausaufgaben für den Wohlstand der Menschen.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Konrad Adenauer

Konrad Adenauers Leben (1876-1967) umspannte vier Epochen deutscher Geschichte. Er wurde im Kaiserreich geboren und sozialisiert. Grundlegend für das Verständnis seiner Politik sind aber vor allem seine Tätigkeit als Oberbürgermeister von Köln und Präsident des Preußischen Staatsrats, die Erfahrung des Scheiterns der Weimarer Republik und der persönlichen Verfolgung im „Dritten Reich“. In der Zweistaatlichkeit vor dem Hintergrund des Kalten Kriegs stellte er als erster Bundeskanzler maßgebliche Weichen für die Bundesrepublik Deutschland.

Konrad Adenauer / © UPI (dpa)
Konrad Adenauer / © UPI ( dpa )
Quelle:
DR

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