Die Einigung der Regierungskoalition im Rentenstreit weist nach Ansicht von Caritas-Chefin Eva Welskop-Deffaa in die richtige Richtung. Das Thema Rente berge aber weiter große Herausforderungen. Die Ausweitung des Versichertenkreises sei unabdingbar, sagte die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Zudem müsse es bei jeder geplanten Anhebung des Renteneintrittsalters parallel Regelungen für jene geben, "die nach 40 Jahren in der Altenpflege oder als Müllwerker mit 63 nicht länger arbeitsfähig" seien.
Die Regierung hatte sich in der Nacht im Koalitionsausschuss verständigt, das umstrittene, aber schon vom Kabinett gebilligte Rentenpaket nicht zu verändern. Der Gesetzentwurf wird nun aber um einen umfassenden Begleittext ergänzt. Im Kern enthält er die Zusage, zügig eine Rentenkommission einzurichten, die grundlegende Reformen vorbereiten und bis Mitte 2026 Vorschläge präsentieren soll. In der kommenden Woche soll der Bundestag final über das Rentenpaket abstimmen.
"Einige Anstrengungen"
Laut dem Entwurf des Begleittextes soll es eine Reihe Prüfaufträge für die Rentenkommission geben, darunter etwa für eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit oder eine Einbeziehung weiterer Gruppen in die gesetzliche Rentenversicherung. Welskop-Deffaa sagte: "Es wird einige Anstrengung brauchen, in der Rentenkommission (...) gegen ein Anspruchsdenken der Gesunden und Begüterten die berechtigen Anliegen derer durchzusetzen, die nach einem langen Erwerbsleben nicht wissen, ob sie im Alter noch über Grundsicherungsniveau landen werden."
Die Caritas-Chefin kritisierte in diesem Zusammenhang erneut Pläne für die sogenannte Aktivrente, die parallel zum Rentenpaket als Gesetz verabschiedet werden soll: "Es gibt keinen Grund, warum ein gesunder 68-jähriger Akademiker, der gerne und gut bezahlt seine Erwerbstätigkeit fortsetzt, neben seiner vollen Rente noch 2.000 Euro pro Monat hinzuverdienen darf, ohne dafür genau jene Steuern zu zahlen, die alle anderen Beschäftigten für ihr Erwerbseinkommen zahlen müssen."