DOMRADIO.DE: In der Kategorie Mutmacher hat das Elterncafé "Auszeit" aus Düsseldorf gewonnen. Warum hat Sie das überzeugt?
Thomas Hoyer (Vorstandsvorsitzender der Kölner CaritasStiftung): Das Elterncafé verbindet ein hohes Engagement für Familien und junge Menschen und bietet denen einen Raum, in dem sie sich gegenseitig unterstützen und Kraft schöpfen können, einfach ein Zuhause haben und sich dort wohlfühlen.
Das wird schon seit vielen Jahren in der Pfarreiengemeinschaft Eller-Lierenfeld in Düsseldorf zusammen mit dem Caritas-Verband gemacht. Die Offenheit und Herzlichkeit, mit der die Menschen dort aufgenommen werden, hat uns einfach überzeugt, dass es Mut machend ist für die Familien, die dort in dem Stadtteil leben und eine Unterstützung brauchen.
DOMRADIO.DE: Die Kategorien sind neu. Neben "Mutmacher" gibt es noch "Innovation" und "Nachhaltigkeit". Warum haben Sie das nun neu eingeführt?
Hoyer: Wir haben immer den einen Elisabeth-Preis verliehen, und da fiel es uns oftmals schwer, zu sagen, ob das eher ein Projekt aus dem Bereich Nachhaltigkeit sein soll oder was ganz Neues. Jetzt haben wir die Möglichkeit, in verschiedenen Bereichen auszuzeichnen.
Das sind nun sowohl Initiativen, die es schon länger gibt und die zeigen, dass sie nachhaltig sind. Aber es sind auch ganz neue Ideen oder Herzensprojekte dabei, die einfach Mut machen und wo man sieht, dass es eine tolle Anregung ist, und dass man das vielleicht auch woanders umsetzen kann. Daneben gibt es weiterhin unseren Publikumsliebling, der auch entsprechend ausgezeichnet wird.
DOMRADIO.DE: "How To Rap" ist eines der Projekte, die ausgezeichnet wurden. Was ist das?
Hoyer: Das ist ein Projekt der katholischen Jugendagentur in Bonn. In der "Offenen Tür Heiderhof" werden Rap-Workshops für Jugendliche durchgeführt. Die schreiben ihre eigenen Rap-Songs, performen sie und können sich so mit ihren persönlichen Themen, aber auch gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen und diese musikalisch umsetzen. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein, hat einen Zugang zur Kunst und Kultur, aber es zeigt vor allem: Meine Stimme zählt und meine Geschichte ist wichtig.
DOMRADIO.DE: Es ist wahrscheinlich sehr schwer, bei all den Bewerbern zu entscheiden. Sie haben alle auf ihre eigene Weise eine kreative Lösung für irgendein gesellschaftliches Problem gefunden. Wie wählen Sie da aus?
Hoyer: Es gibt unsere siebenköpfige Jury, die darüber entscheidet. Erstmal werden alle Projekte, die eingereicht werden, einem ersten Check unterzogen. Das heißt, jedes von den Jurymitgliedern entscheidet für sich, ob das etwas ist, was für mich grundsätzlich infrage kommt oder nicht.
Dann kommt die Jury zusammen und die Ergebnisse werden schon mal zusammengetragen, sodass einige ausgefiltert werden und andere übrigbleiben. Das wird sehr intensiv diskutiert und nochmal abgewogen. Ganz zum Schluss gibt es ein geheimes Voting, bei dem jeder Einzelne der Jury seinen Favoriten küren kann. So kommen wir zu dem Preisträger.
DOMRADIO.DE: Der Elisabeth-Preis ist auch ein Zeichen für das Ehrenamt. Fast 27 Millionen Menschen engagierten sich 2024 in Deutschland ehrenamtlich. Das sind vier Millionen weniger als noch 2019. Wie kann man das Ehrenamt in Deutschland besser fördern?
Hoyer: Die Rückgänge sind sicherlich erkennbar und es ist wichtig, gezielt jüngere Menschen mit anzusprechen. Das funktioniert leider nicht mehr so, wie es früher war, dass man sich selbstverständlich für eine längere Zeit in bestimmten Ämtern engagiert.
Man braucht da eine gezielte Ansprache, die den Menschen gerecht wird, aber vor allem eine Begleitung und Unterstützung. Ich denke, es ist ganz wichtig, dass sich die Ehrenamtlichen weiter um ihren ehrenamtlichen Job und nicht noch um vieles Organisatorische drumherum, wie Strukturen und sonst was, kümmern müssen. Dafür braucht es häufig auch eine hauptamtliche Begleitung. Wenn das sichergestellt ist, dann können die Ehrenamtlichen wunderbar gemeinsam wirken und helfen.
Das Interview führte Lara Burghardt.