Er folgt damit auf Marek Jedraszewski (76), dessen altersbedingten Rücktritt Papst Leo XIV. zeitgleich annahm. Rys kehrt damit zurück in seine Geburtsstadt Krakau. Zuletzt leitete der 61-Jährige das Erzbistum Lodz. Der als offen für Reformen geltende Rys ist einer von fünf polnischen Kardinälen; 2023 wurde er von Papst Franziskus in diesen Rang erhoben.
Sein Vorgänger Jedraszewski führte das Erzbistum Krakau seit Anfang 2017. Er sorgte unter anderem mit nationalistischen Äußerungen und einer ablehnenden Haltung gegenüber nicht heterosexuellen Menschen ("Regenbogenplage"), Feminismus und Geschlechterstudien für Schlagzeilen. Krakau, wo der spätere Papst Johannes Paul II. von 1964 bis 1978 Erzbischof war, zählt zu den traditionsreichsten Bistümern in Mitteleuropa.
Aufarbeitung von Missbrauch
Im Oktober setzte Rys eine unabhängige Kommission ein, die Fälle sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen in seinem Erzbistum Lodz von 1945 bis heute untersuchen soll. Sie wird von einem Richter geleitet. Nur in einem weiteren polnischen Bistum gibt es eine ähnliche Kommission. Mit dem Schritt reagierte Rys auf die Verzögerung der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen durch die Bischofskonferenz.
Rys engagiert sich gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. Deutlich kritisierte er zuletzt in einem Hirtenbrief Hass und "Angst vor Fremden". Die Kirche lehre, "dass jeder Mensch das Recht hat, sich einen Ort zum Leben auszusuchen" und dort in seinem Glauben und seiner Kultur respektiert zu werden, schrieb er. "Das Christentum ist keine Stammesreligion."
Der bisherige Krakauer Oberhirte Jedraszewski galt hingegen als Sympathisant der rechten Opposition in Polen. Mehrfach ging er mit der EU und Deutschland hart ins Gericht.