Kardinal Woelki warnt vor Altersgrenzen bei medizinischer Behandlung

"Unverständnis und Ablehnung"

In der Debatte um Kostenbegrenzungen bei der medizinischen Behandlung Hochbetagter fordert der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki besonderen Schutz für ältere und schwächere Menschen. Er macht dazu eine klare Ansage.

Kardinal Woelki beim Ärzteempfang 2025 / © Gerald Mayer (DR)
Kardinal Woelki beim Ärzteempfang 2025 / © Gerald Mayer ( DR )

"Sollte eine ernstgemeinte Diskussion darüber entbrennen, ob nachgewiesen wirksame Behandlungsmethoden und Medikationen nur noch mit Altersgrenze zum Einsatz kommen, dann wird das hoffentlich auf breites Unverständnis und Ablehnung treffen", sagte der Kölner Erzbischof der "Kölnischen Rundschau" am Samstag. "Ältere und schwächere Menschen verdienen unseren besonderen Schutz - einschließlich einer flächendeckenden und verlässlich finanzierten Hospiz- und Palliativversorgung."

Hendrik Wüst (r), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, spricht während einer Wahlkampfveranstaltung im Bonner WCCB. Im Hintergrund sind Hendrik Streeck und Friedrich Merz zu sehen. / © Benjamin Westhoff (dpa)
Hendrik Wüst (r), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, spricht während einer Wahlkampfveranstaltung im Bonner WCCB. Im Hintergrund sind Hendrik Streeck und Friedrich Merz zu sehen. / © Benjamin Westhoff ( dpa )

Auch der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, wandte sich gegen Äußerungen des CDU-Gesundheitspolitikers Hendrik Streeck. "Es ist ethisch nicht vertretbar, den Zugang zur besten medizinischen Versorgung an das Alter zu knüpfen", sagte er auf Anfrage der Rundschau: "Ich halte solche Überlegungen für altersdiskriminierend und brandgefährlich. Denn es öffnet Tür und Tor für völlige Willkür."

Latzel: Alter darf nicht entscheidend sein

Wenn jemand wegen seines Alters bestimmte Behandlungen versagt bekomme, könnten auch anderen Betroffenen aus diversen Gründen Teile der Versorgung gestrichen werden, fügte Latzel hinzu. "Wir brauchen eine notwendige Reform des Gesundheitssystems in Deutschland. Sie darf aber nicht durch eine Aufgabe grundlegender ethischer Maßstäbe geschehen." Er unterstelle Streeck keine böse Absicht, aber die Politik müsse sich an klaren ethischen Leitlinien orientieren, wobei medizinische Indikation und Patientenwille im Vordergrund zu stehen hätten.

Streeck, der auch Drogenbeauftragter der Bundesregierung ist, hatte in einem TV-Gespräch erklärt, es gebe Phasen im Leben, "wo man bestimmte Medikamente auch nicht mehr einfach so benutzen sollte". Bei fortgeschrittenen Krebs-Erkrankungen sei es fraglich, ob man Erkenntnisse neuester Studien bei Hundertjährigen anwenden solle, wenn die Sterblichkeit dadurch um zehn Prozent reduziert werden könne. Am Samstag präzisierte der CDU-Politiker, es gehe ihm nicht um das Sparen, sondern darum, schwerstkranken Patienten unnötige Behandlungen zu ersparen.

Quelle:
KNA