DOMRADIO.DE: Wer steckt eigentlich hinter Christians for Future?
Josephine Reiners (Mitglied bei "Christians for Future"): Das sind ganz unterschiedliche Menschen, die sich aus christlicher Motivation für Klimagerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Wir verstehen uns als Teil der For Future-Bewegung – aus der Überzeugung, dass die Gewalt, die der Erde und ihren Bewohnern angetan wird, falsch ist.
Wir wollen Verantwortung übernehmen – die Verantwortung, mit der Gott uns Menschen beauftragt hat. Dabei möchten wir andere mit dieser Botschaft erreichen: durch Demonstrationen, Aktionen und Gespräche, aber auch, indem wir Veränderungen auf institutioneller Ebene anstoßen – in der Kirche ebenso wie in der Politik.
DOMRADIO.DE: Am Freitag finden in vielen Städten Klimastreiks statt. Wenn ich mich anschließen möchte – wo finde ich euch?
Reiners: In Deutschland gibt es rund 30 Ortsgruppen. Eine Übersicht findet man auf unserer Website. Dort oder bei den jeweiligen Gruppen stehen auch die Ankündigungen zu den Aktionen. Wir demonstrieren nicht nur, sondern halten vor den Demos auch Andachten. Eine halbe Stunde vorher treffen wir uns zum Beten und Singen – und gehen dann gemeinsam zur Demonstration. Es gibt auch eine Ortsgruppe Köln-Bonn.
DOMRADIO.DE: Welches Anliegen steht bei den Streiks im Mittelpunkt?
Reiners: Wir denken heute an die Weltklimakonferenz in Belém in Brasilien und an das zehnjährige Jubiläum des Pariser Abkommens. Damals wurde beschlossen, die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad zu begrenzen.
Heute liegen wir aber bei rund 2,6 Grad – mit steigender Tendenz. Auch der globale CO₂-Ausstoß nimmt weiter zu. Wir wollen die Weltgemeinschaft daran erinnern, was sie vor zehn Jahren versprochen hat. Unser Protest richtet sich besonders an die deutsche Delegation um Bundeskanzler Merz, der derzeit nicht so handelt, wie es angesichts der eskalierenden Klimakrise nötig wäre.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie auf die Weltklimakonferenz blicken – gibt es etwas, das Ihnen Hoffnung macht, oder überwiegt die Sorge?
Reiners: Ehrlich gesagt bin ich nicht sehr hoffnungsvoll. Ich befürchte, dass wirtschaftliche Interessen wieder vor den Klimaschutz gestellt werden.
Was mich aber freut, ist, dass vor Ort viele Menschen protestieren – etwa indigene Gruppen und andere Klimaschützerinnen und Klimaschützer. Sollte das Ergebnis der Konferenz enttäuschen, hoffe ich, dass noch mehr Menschen weltweit anfangen, sich für Klimagerechtigkeit zu engagieren. Damit zeigen wir der Politik, dass es anders gehen kann – und dass wir bereit sind, für unsere Zukunft zu kämpfen. Das gibt mir Hoffnung.
Das Interview führte Marcus Poschlod.