DOMRADIO.DE: Der Kölner Dom ist nicht nur Touristenmagnet, sondern auch ein akustisches Dauererlebnis. Wie groß ist das Lärmproblem rund um den Dom aus Ihrer Sicht?
Monsignore Robert Kleine (Kölner Stadt- und Domdechant): Jeder, der am Dom arbeitet, weiß, dass es hier ein Hotspot ist – quirlig und lebendig wie auch an anderen Orten der Stadt. Anstrengend ist vor allem die Musik der Straßenkünstler, weil sie sehr durchdringend ist. Und natürlich die Lautstärke bei Aufläufen oder Demonstrationen. Dafür gibt es zwar Regelungen, aber die Belastung bleibt.
DOMRADIO.DE: Straßenmusik gehört zur Kölner Innenstadt wie der Dom selbst. Wo verläuft für Sie die Grenze zwischen künstlerischem Flair und störender Dauerbeschallung?
Kleine: Das ist schwierig. Es gibt eine Regelung der Stadt, die der Stadtrat beschlossen hat. Danach darf man nur an bestimmten Orten auftreten, jeweils höchstens eine halbe Stunde, und nur einmal am Tag – ohne Verstärker. Das ist schon eine deutliche Verbesserung, früher war das völlig frei.
Aber das Ordnungsamt müsste stärker kontrollieren, dass die Regeln eingehalten werden. Für jemanden, der dort arbeitet, ist der Lärm sehr markant. Wenn etwa ein Trommler eine halbe Stunde lang spielt, mag das für Passanten schön sein, für die Anwohner und Büromitarbeiter aber nicht unbedingt.
DOMRADIO.DE: Der Dom steht mitten in der Stadt. Sollte man dort – auch wegen seines Status als UNESCO-Weltkulturerbe – stärker auf Ruhe achten, oder gehört das einfach zur Kölner Lebendigkeit dazu?
Kleine: Ein Stück weit gehört das dazu. Auch vor dem Petersdom in Rom ist viel los. Aber die Frage ist, wie man das besser koordinieren kann. Es gibt Absprachen mit Polizei und Ordnungsamt, damit Demonstrationen mit Bühne oder Lautsprechern nicht während der Gottesdienste stattfinden.
Ich finde aber, auch außerhalb der Gottesdienstzeiten sollte man überlegen, ob jede Veranstaltung direkt vor dem Dom sein muss. Es gibt viele andere Orte in Köln, an denen man demonstrieren könnte. Ich wünsche mir, dass der Bereich um den Dom ein einladender Ort bleibt – für Touristen, aber auch für Gläubige.
Was mich stört, sind Dinge wie aggressive Bettelei oder Figuren in Kostümen, die Geld fürs Fotografieren verlangen. Ich kenne das aus anderen Städten nicht. Eine kleine Bannmeile für solche Formen der Belästigung – oder auch für Straßenmusik und Demonstrationen – wäre durchaus überlegenswert.
DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich persönlich für das Miteinander rund um den Dom – mehr Toleranz, mehr Regeln oder beides?
Kleine: Beides. Toleranz heißt für mich, respektvoll miteinander umzugehen. Dazu gehört, dass niemand andere abzockt und dass Respekt voreinander bedeutet, die Domplatte nicht jeden Morgen vermüllt zu hinterlassen.
DOMRADIO.DE: Das Ordnungsamt sagt, es könne dort nicht allzu viel machen. Was wäre aus Ihrer Sicht möglich?
Kleine: Das Ordnungsamt könnte häufiger Präsenz zeigen und auf die Einhaltung der Regeln achten. Ich will die Domplatte auf keinen Fall totregulieren. Sie soll lebendig bleiben. Aber wo jemand das ausnutzt und andere darunter leiden, sollte eingeschritten werden.
Das gilt auch für den Bereich vor dem Café Reichard, wo viele E-Scooter oder Fahrräder wild abgestellt werden, oder für Autos, die dort fahren, wo sie nicht dürfen. Solche Dinge sollte man konsequenter ahnden – damit es ein schöner Ort bleibt, vor dem schönsten Gebäude, das wir in Köln haben, und einem der größten Touristenmagnete Deutschlands.
Das Interview führte Dagmar Peters.