DOMRADIO.DE: Wer kommt zu ihrer Tafel?
Sr. Klarissa Watermann OP (Dominikanerin, Betreiberin von "Klaras Küche"): Wir laden arme und bedürftige Menschen ein, zu uns in Klaras Küche zu kommen. Wir sind eine Tafel für Leib und Seele und all die Menschen, die sich eingeladen fühlen, sind willkommen. Wir haben einmal im Monat eine große Ausgabe in drei Gemeinden, bei der es etwas zu essen, zu trinken, Kaffee und Kuchen sowie eine warme Suppe gibt.
Außerdem dürfen sich die Menschen für einen Euro eine Tasche mit Lebensmittel packen und mitnehmen. Wir erwarten dabei nicht, dass die Menschen Bürgergeld beziehen.
DOMRADIO.DE: Was bedeutet es, eine Tafel für Leib und Seele zu sein?
Sr. Klarissa: Neben dem Angebot von Lebensmitteln und Kleidung aus einer Kleiderkammer bieten wir auch Beziehung und ein Gefühl des Angenommen- und Willkommen-Seins. Wir haben Plätze, wo die Menschen sich zwei Stunden niederlassen können. Dort kommen sie miteinander in Kontakt, mit uns und mit den Ehrenamtlichen. Und wir denken, dass das den Menschen gut tut und etwas für ihre Seele ist: zwei Stunden lang Wohlbefinden zu haben.
DOMRADIO.DE: Wie wichtig ist dieses Angebot aus Ihrer Sicht?
Sr. Klarissa: Wir haben großen Zulauf und merken, dass die Menschen gerne kommen, sich bei uns wohlfühlen und angenommen fühlen. Das ist etwas Wichtiges in unserer Zeit, in unserer Gesellschaft. Wir sind in einem Stadtteil, wo es viele arme und bedürftige Menschen gibt. Mit den Reichen können sie vielleicht nicht mithalten, aber bei uns sind sie willkommen.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie ein offenes Ohr bieten, werden dort häufig Leidensgeschichten geteilt? Oder geht es auch einfach darum, eine Tasse Kaffee zu trinken und von jemandem angelächelt zu werden?
Sr. Klarissa: Ich glaube, beides trifft zu. Es gibt donnerstags immer ein Frühstücksangebot, wo ausführlicher erzählt wird. Dabei ist die Gruppe kleiner und wir kennen die Lebensgeschichten voneinander inzwischen ziemlich gut. Wenn man Menschen länger kennt, ist manchmal schon ein freundliches Wort hilfreich. Aber gerade am Anfang ist manchmal auch ein längeres Gespräch gut. Dafür gibt es dienstagnachmittags immer auch eine Sprechstunde, in der wir den Menschen länger zuhören können.
DOMRADIO.DE: Wie finanzieren Sie das Ganze?
Sr. Klarissa: Komplett über Spenden. In den Gemeinden gibt es Körbe, in die die Menschen haltbare Lebensmittel reinlegen können. Schulen und Kitas und andere Gemeinden helfen uns dabei, Lebensmittel zu sammeln.
Wir haben auch unsere Kontonummer ausgelegt, wodurch wir Geld bekommen und ein finanzielles Polster haben, von dem wir alle Grundnahrungsmittel einkaufen können. Und wir haben Unterstützung von den Lebensmittelrettern, von Bürger helfen Bürgern, Humanity and Wholeness und Menschen, die uns einfach Lebensmittel vorbeibringen und Kuchen backen. Das läuft rein über Spenden. Außerdem unterstützt uns das Bonifatiuswerk, das ist wunderbar.
Das Interview führte Dagmar Peters.